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Paris den 14 May 1695.
Hertzliebe Louisse, wie ich vor ein par stunden eben von der
hirschjagt kommen, habe ich Eweren lieben brieff vom
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entpfangen, will gleich hirmitt drauff antworten; den ich förchte,
daß ich morgen nicht der zeit dazu haben werde. Ma tante ist gott
lob nun so woll, daß I. L. eine reiße mitt wenig leütten nach Berlin
thun werden. Gott gebe nur, daß es woll ablauffen möge undt daß
die grettliche bewegung, in relais so viel meillen zu fahren, kein
fieber wider herbey bringen möge! Dieße welt ist nicht geschaffen,
ohne sorgen zu leben; ein jeder hatt die seyne, undt wen die erste
jugendt verbey, findt man wenig vergnügen hernach; jedoch so bin
ich Eüch, liebe Louisse, sehr vor Ewere gutte wünsche verobligirt.
Ich wolte, daß ein gutter langer undt beständiger frieden gemacht
würde undt daß dadurch den garden vom könig verhindert würden,
übels zu thun undt zu entpfangen; aber es hatt leyder noch schlegt
ahnsehen dazu. Es ist mir lieb, daß Carl Moritz mich lieb hatt, ob
er mich schon nicht kent; daß geblüdt muß es thun. Daß ich ihn
lieb habe, ist kein wunder; ich habe ihn auff die welt kommen sehen
undt über daß so habe ich einen solchen respect vor I. G. unßer
h. vatter s. in meinem hertzen behalten, daß ich alles lieb habe, waß
I. G. kinder sein. Ich wünsche, daß der h. rittmeister Carl Moritz
baldt obrister mag werden. Liebe Louisse, man stirbt nur, wen die
bestimbte zeit kompt; Carl Moritz wirdt nicht lenger leben, alß sein
destin ist, er mag bey hoff oder in kriegsdinsten sein. Drumb last
ihn nur seine inclination folgen; den alles, wozu einem die natürliche
inclination treibt, thut man beßer, alß wozu man sich zwingt.
Unterdeßen daß ich erfahre, ob ich ahn Caroline schreiben kan, so bitte
ich Eüch, liebe Louisse, sie doch in Ewere brieffe von meinetwegen
zu ambrassiren undt glück zu ihrem sohn zu wünschen. Ewerm
schwager macht auch mein compliment hirüber! Carolline ist woll zu
entschuldigen, daß sie ahn keine vers gedacht im niederkommen; man
hatt woll anderst da zu gedencken, alß ahn vers; die, so in den gazetten
wahren, habe ich gesehen undt schön gefunden. Ich kan kein englisch,
allein viel leütte könnens hir; die werden mir übersetzen, waß Ihr mir
geschickt habt. König Wilhelm jammert mich von hertzen, so touchirt
über seine gemahlin noch zu sein, wie auch pfaltzgraff Carl von
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Neüburg. Die fraw von Spanheim, wie sie hir war, hatt mir seiner
gemahlin contrefait gewießen, welches sie ihr geben hatte, wie sie noch
margraffin zu Berlin war; sie war ja ein recht heßlich schätzgen. Ihr habt
vergeßen zu sagen, wen der keyserliche hoff vor printz Carl
destinirt. Ich mag woll übel verstanden haben wegen die 2
schwedische pfaltzgraffen. Wir haben hir einen graffen von Nassau, so
gar ein wackerer ehrlicher herr ist undt von jederman sehr
estimirt wirdt; der hatt auch brieffe, umb ein fürst zu sein, will es
aber nicht sein, daß gefelt mir recht woll ahn ihm. Daß dantzen
ist dan nun gantz auß der moden überal; hir in Franckreich sobaldt
assambleén sein, thut man nichts alß landtsknecht spiellen, diß spiel
ist ahm meisten in vogue, aber die jungen leütte wollen nicht mehr
dantzen. Ich thue weder eines noch daß ander; ich bin viel zu alt,
umb zu dantzen, undt seyder I. G. unßers h. vattern s. todt habe ich
nicht gedantzt undt auß zweyen gar starcken ursachen spiel ich nicht;
die erste ist, daß ich kein gelt habe, undt die zweyte, daß ich daß
spiel nicht liebe. Daß spiellen ist hir greülich hoch undt die leütte
werden wie dolle menschen, wen sie spiellen; eines heült, daß ander
schlegt mitt der faust auff der taffel, daß die gantze kammer drüber
zittert, der 3te lästert gott, daß einem die haar drüber zu berg
stehen, suma alle sein wie verzweyffelte menschen, welche einem
bang machen, sie nur ahnzusehen. Lenor, deß oberjägermeister
Veninger schwester, ist jetzt hir bey mir mitt ihrer 2ten dochter,
die gar artlich ist. Wir sprechen alle tag von den vergangenen
zeitten. Weill sie ihrem vatter gleicht, bilde ich mir ein, wie Ihr
ihren neuveu beschreibt, muß er ihr auch gleichen. Die fraw von
Sickingen bitte ich meinetwegen vor ihr ahndencken zu dancken.
Es frewet mich alß, wen unßere gutte Pfältzer sich meiner noch
erinern. Ich habe durch Jeme ein brieff von h. Max bekommen;
werdt eine andtwort hirbey vor ihm finden. Scheüet Eüch nie, mir
unßer alten gutten freünden grüße zu wißen zu thun, liebe Louisse!
Den die seindt mir gar ahngenehm. Hir in dießer statt kan man
wenig deß schönnen wetter genießen. Ich fahr doch auß, so viel mir
möglich ist, habe auch zwey mahl den hirsch gejagt. Ihr werdet
vielleicht gedencken, daß ich zu alt bin, zu jagen, undt hirin habt
Ihr recht. Allein ich will lieber ridiculle, alß kranck sein, undt
weillen mir nichts beßers vor meine miltzschmertzen ist, als daß
jagen undt die starcke bewegung, so jage ich immer fort, undt so
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lange mir mein miltz keinen schlimmem possen spillen mag undt
nicht in die andere welt führen, so seydt versichert, liebe Louisse
undt Amillisse, daß ich Eüch beyden von hertzen lieb behalten werde,
wie auch Ewere andere geschwisterig undt alle sentiementen vor Eüch
alle behalten, so Ihr wünschet!