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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort,
St Clou den 26 Mertz 1698.
Vergangen montag habe ich Ewer liebes schreiben, hertzliebe
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Louisse, vom
1/
11 Mertz zu recht entpfangen undt in dießem
augenblick entpfange ich daß vom
8/
18, habe auß dem ersten mitt
schrecken gesehen, daß die arme Amelisse ahn den kinderblattern liegt;
beklage sie desto mehr, indem ich nur gar zu woll weiß, waß es
vor eine abscheüliche kranckheit ist. Weillen ich aber nun sehe, daß
sie sich nach dem 9ten tag beßer findt, so hoffe ich, ob gott will,
daß sie die gefahr wirdt überstanden haben undt mitt dem leben
darvon kommen. Ich bitte Eüch, liebe Louisse, sagt ihr doch von
meinetwegen, daß ich recht in sorgen vor sie geweßen! Ihr habt
auch gar woll gethan, mir baldt wider zu schreiben, wie es mitt
Amelisse stehet. Ich hoffe auch, daß, weillen Ihr in den neün tagen
dieße heßliche kranckheit nicht bekommen undt I. L. meine fraw
baß, die landgräffin, Eüch ein preservatif geschickt hatt, daß Ihr
Eüch davon salviren werdet; wünsche es von hertzen. Ich will dem
heßischen envoyes hir sagen, wie sehr Ihr Eüch dießer landtgräffin
berühmbt. Ich hoffe, daß Ihr nunmehr mein schreiben vom 12
dießes monts werdet entpfangen haben. Es ist meine schuldt nicht,
daß Ihr mein undt meiner kinder contrefait noch nicht habt. Ich
hatte es dem surindenten befohlen, die contrefaitten mitt fleiß
machen zu laßen, wolte sie aber nicht wegschicken, ohne sie zu sehen.
Wie man mir sie bringt, waren sie abscheülich undt deüchten gar
nichts. Wie ich drüber zürnte, gestehet mir Bechamel, sein sohn
hette ihn gebetten, die contrefait durch einen mahler zu copiren
laßen, so vor ihm arbeit, undt dießer mahler deücht durchauß
nichts. So geht es hir zu; habe ihm also meine meinung dichte
gesagt undt befohlen, andere machen zu laßen von einem beßern
mahler undt die sollen nun baldt fertig sein; will sie Eüch so baldt
schicken, alß sie fertig sein können, werden also baldt in Ewerer
cammer, liebe Louisse, mitt oncle s., tante undt der churfürstin von
Brandenburg figuriren können. Wir seindt jetzt in der osterwogen,
wo wir wenig leütte sehen, habe also nicht mitt monsr Spanheim
sprechen können, umb zu sehen, waß vor eine antwort er
bekommen; ich höre noch von nichts. Wir werden biß sambstag nach
Paris, umb 11 tag dort zu bleiben; da werde ich fleißig vor Eüch
sollicitiren, Eüch auch von dortten auß berichten, waß endtlich daß
resultat sein wirdt. Vor alle zeittungen dancke ich Eüch sehr, liebe
Louisse! Es ist war, daß ich wider kranck bin zu Paris geweßen;
die lufft ist mir so zuwider, daß ich woll nicht werde dortten
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gesundt sein können; werde woll wider einen strauß dortten
außzustehen haben, muß aber woll gedult nehmen, weillen es nicht
anderst sein kan undt es meine schuldigkeit erfordert, hin zu gehen.
Die gutte madle de Malausse schreibt mir sehr fleißig undt immer
die obligenteste brieffe von der welt; ich habe sie recht lieb. Sie
wirdt nun baldt mein contrefait in klein bekommen; ich habe es
einen von meinen leütten mittgeben, so mitt dem hießigen
ambassadeur nach Englandt ist. Mich deücht, es gleicht mir nicht recht.
Man findt mich schwer zu mahlen; den ich kan die gedult nicht
haben, woll zu sitzen, umb mich mahlen zu laßen. Von hir kan ich
Eüch wenig neües berichten; den Ihr kent ja niemandes hir. Adieu,
hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte
Eüch undt Ewere geschwister allezeit recht lieb.