Seitenbanner

Brief vom 8. Juli 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


62.


[108]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 8 Julli 1698.
Hertzliebe Louisse, gestern habe ich Ewer wehrtes schreiben vom 25 Juni – 5 Julli entpfangen, also frischer überkommen, alß einiges, so ich noch von Eüch entpfangen habe. Ihr werdet auß meinem letzten schreiben ersehen haben, daß ich Amelisse brieff zu Marly entpfangen habe undt gleich beantwortet. Ewere schreiben, liebe Louisse, können mich nie importuniren. Vom Persius habe ich noch nichts gehört, muß noch nicht ahnkommen sein. Es gibt jetzt dolle edelleütte bey den höffen, wie ich sehe. Zu meiner zeit war Persius nur ein patricius undt die Fabricius docktorsleütte, nun passirt daß alles vor edelleütte. Deß Grootens bruder, den Ihr zu Franckfort gesehen undt herkompt, ist schon lengst hir; sie seindt zwilling. Er ist dießen gantzen morgen bey mir geweßen. Wen sie waß schönnes zu Franckfort finden, mögen sie es nur woll besehen; den hir werden sie wenig schönnes finden. Der Harenberg ist vielleicht unßer Harenberg verwandt, so bey meines brudern gemahlin cammerjungfer zu meiner zeit war undt hernach Clamesbusch geheüraht hatt. Vor dießem haben ich auch cavalier gekent, so Elß geheißen haben. Ich sage woll von grundt meiner seelen amen zu dem gutten wunsch, so Ihr ma tante, der churfürstin, zu I. L. gesundtheit thut. 2 mahl die woche schreibe ich nach [109] Hannover undt bekomme brieffe. Der hoffcantzeller Wießer muß nun all lengst wider bey Churpfaltz sein; den es ist schon gar lang, daß er hir auffgebrochen ist; wünsche, daß Ewere forderung ahn Churpfaltz zu einem gutten endt gereichen möge; von bloß gutten wortten ist man sich nicht satt. Ich erinere mich nicht mehr, wie die kellerey zu Weinheim beschaffen ist, kan mir aber nicht einbilden, daß man dortten woll logirt sein kan, insonderheit ein gantzer churfürstlicher hoff. Ich bin Eüch, liebe Louisse, sehr verobligirt vor die offre, so Ihr mir thut, mir etwaß guts auß den Franckforter apotecken zu schicken. Wen ich waß werde von nöhten haben, werde ich Eüch drumb bitten; so lang ich mich woll befinde, brauche ich nichts. Kirschenbrandenwein ist, waß man ahm besten hir [? haben] kan, bedancke mich also davor, brauche es auch nicht; allein wen Ihr mir ein klein flaschelgen von keyßers Carls kopffwaßer schicken wolt undt dabey schreiben, waß es kost, werdet Ihr mir einen großen gefahlen thun. Das ist einig, waß mich dießen winter in Paris erhalten hatt, undt wen ich nein fahre, halte ichs unter die naß, so verhüts mir daß starcke kopffwehe. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt versichere Eüch, daß ich Eüch allezeit recht lieb behalte.
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. Juli 1698 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 108–109
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0062.html
Änderungsstand:
Tintenfass