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Brief vom 24. April 1699

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


79.


[135]
Paris den 24 April 1699.
Hertzliebe Louisse, vorgestern habe Ewer schreiben vom 4/14 dießes monts zu recht entpfangen. Ihr werdet nun sehen, daß ich mein parolle halte undt fleißig antworte. Ich habe jetzt keinen rechten husten, aber dieße lufft schlegt mir wie ordinari gar übel zu, bin keinen eintzigen tag ohne kopffwehe geweßen; hernach felt es mir in den halß undt macht mich starck husten, aber daß schreiben thut mir nichts. Ich war schon lengst von dem rechten husten undt schnupen courirt undt bin in gar perfecter gesundtheit herkommen, aber ich bin keine zwey stundt hir geweßen, so ist mir gleich daß kopffwehe ahnkommen. Die flüße undt halßwehe regiren jetzt starck hir undt gar viel leütte sterben dran zu Paris. Ihr werdet schon auß einem [von] meinen brieffen ersehen haben, in waß ängsten ich vor ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig, geweßen bin. Gott sey danck, daß I. L. wider gesundt sein, undt erhalte sie viel undt lange jahren! Ich wolte lieber selber sterben, alß diß unglück zu erleben, meine hertzliebe ma tante zu verliehren; den nichts in der welt ist mir lieber; sehe, daß Ihr hirinen auch seydt wie ich undt eben denselben respect undt affection vor I. L. habet. Wie ich nicht gewust, welch waßer es war, so abé de Thesut mir geben, habe ichs noch nicht gerochen, werde es aber, so baldt ich wider zu Versaillen sein werde, richen undt Eüch berichten, wie ich es funden.
Paris den 26 April.
Wie ich gestern eben hir ahn war, muste ich in die statt irgendts fahren; wie ich widerkam, fandt ich meinen sohn, so wider von Meudom kommen war undt hatte daß fieber. Es hatt ihm die gantze nacht gewehrt undt hatt es noch, daß macht mich gantz leünisch; komme wider auff Ewer schreiben, liebe Louisse, wo ich gestern geblieben war. Den brieff von Amelisse, worinen sie mir nachricht vom waßer gibt, habe ich nicht entpfangen. Ich habe nicht in acht genohmen, ob Ewer pitschafft drauff ist, aber ich zweyffle nicht dran; den der gutte abé hatt gar große sorg davor getragen. Hette ich gewust, daß es keyßer Carls kopffwaßer seye, [136] hette ichs mitt hergenohmen; den hir habe ich es mehr alß nirgendts von nöhten; den so lang ich hir bin, habe ich keinen tag verbey gangen, ohne kopffwehe zu haben, habe es noch in dießem augenblick. Vor das kupfferstück von Czaar sage ich großen danck, liebe Louisse! Ich werde es hübsch in meine cupfferstückbuch einkerben; ich glaube, der czaar were all gutt von natur, ist aber graußam auß gewohnheit seines landts. Ich habe vergeßen, wer die fürstin von Itstein ist; den ich habe daß schlimbste gedachtnuß von der welt; daß aber die meß zu Franckfort im Römer ist, erinere ich mich noch gar woll. Ihr werdet auß meinem letzten schreiben ersehen haben, wie die fraw von Ratzsamshaussen mir geschriben, daß Carl Moritz zu Strasburg geweßen ist. Ich mögte Euch von hertzen gern lenger entreteniren, allein der kopff ist mir zu daumellicht dazu undt meines sohns kranckheit macht mich gar zu leünisch; kan derowegen nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch bitte, Carl Moritz undt Amelis von meinetwegen zu ambrassiren undt zu glauben, daß ich Eüch allezeit sehr lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. April 1699 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 135–136
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0079.html
Änderungsstand:
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