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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Marly den 21 Januari 1700.
Hertzliebe Amelisse, ob ich zwar hir wenig zeit zu schreiben
habe, so will ich doch heütte auff Ewern lieben brieff vom 20
Decembris 1699 – 10 Januar 1700 andtwortten; den wen man
einmahl ins auffschieben kompt, kan man nicht mehr zum schreiben
gelangen undt kompt alß etwaß darzwischen. Baldt werdet Ihr
nicht mehr den alten stiehl datiren; den wie ich vernehme, so
wirdt gantz Teütschlandt den neüen den 1 Mertz ahnnehmen. Ewer
schwester neüjahrsbrieff habe ich nicht entpfangen, dancke Eüch
aber sehr vor alles guts, so Ihr mir wünscht. Wen man ahnfängt,
so alt zu werden, wie ich nun bin, findt man wenig vergnügen
mehr in der welt. Der schnee zu Franckfort ist ohnhofflich, nicht
liegen bleiben zu sein, damitt man im schlitten hette fahren
können. Ich weiß nicht, ob mein brieff ahn Ewerm bruder wirdt
ahnkommen sein, ehe er vereist ist. Ma tante hatt Carl Moritz
recht lieb, wirdt fro sein, ihn bey sich zu haben. Nichts, alß
Ewer recept, habe ich meiner dochter gebraucht zu ihren blattern;
es hatt, gott lob, sehr woll geglückt, mein dochter behelt keine
eintzige narve. Ich bin Eüch woll recht verobligirt, mir daß
recept geschickt zu haben. Meiner dochter haut ist eben, wie sie
vor, undt daß ist, waß sie ahm besten im gantzen gesicht hatt. Es
scheindt nicht ahn madame Brun ihr haut, daß sie jemahlen die
kinderblattern gehabt hette; diß ohl muß sie auch salvirt haben.
Ich war immer bey meiner dochter nacht undt tag, hatt sich also
nicht kratzen dorffen. Mein dochter ist wider frisch undt gesundt
bey ihrem herrn zu Nancie undt die lieb auff beyden seyten größer,
alß nie. Mein lieber duc de Bery ist noch zu jung, umb zu
heürahten; dem duc d’Anjou aber könte es beßer gelten. Es ist gar
kein mergen, daß der könig von Maroc die printzes de Conti zur
königin begehrt, aber der könig hatt es rundt abgeschlagen. Die
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printzes de Conti ist gar schön geweßen, ehe sie die blattern
gehabt, seyder aber ist sie verendert, doch noch eine perfect schönne
taille undt gar hohe minen, tantzt überauß woll. Ich habe kein
eintzig kupfferstück von der printzes de Conti gesehen, so ihr gleicht.
Daß man nach Rom geht, antiquitetten zu sehen, wie mein vetter,
der landtgraff von Cassel, daß kan ich woll begreiffen, aber nicht,
daß man alle daß pfaffenwerck sehen will; nichts ist langweilliger;
viel seindt vielleicht auch hin, die 30000 galande damen zu sehen,
aber wer von dem zeüg curieusitet hatt, mag nur nach Franckreich
kommen, da wirdt er eben so viel finden. Wer seine sünde recht
berewen will, hatt nicht nohtig, nach Rom zu renen; in der
cammer ist die rewe eben so gutt. In Franckreich fragt man nicht
viel nach Rom noch nach dem papst; man ist persuadirt, daß,
wie auch war, man woll ohne ihm seelig werden kan. Alleweill
bringt man mir einen brieff von Paris, so ich nohtwendig
beantwortten muß; kan derowegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß
daß ich Eüch von hertzen ambrassire, wie auch Louisse, undt
Eüch allezeit recht lieb behalte.