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Brief vom 13. Juli 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


106.


[193]

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal, dinstag den 13 Julli 1700.
Hertzliebe Amelisse, vorgestern habe ich Eweren lieben brieff von 4 dießes monts zu recht entpfangen, eben wie man mir einen elexir brachte, so ich vor Eüch hatte machen laßen, welcher viellen über die maßen woll bekommen, so daß grieß gehabt. Nun ich aber sehe, daß Ihr, gott lob, daß grieß nicht habt, werde ichs jemandes anderst zu gutt kommen laßen. Ich hoffe, daß schönne wetter wirdt Eüch wider zu kräfften helffen. Führen jetzt die damens die braute? Daß geschahe zu meiner zeit nicht. Deß herrn von Hunefelts propossition hatt mich also recht wunder genohmen. In welchem landt ist daß Schlangenbadt? Da habe ich mein leben nicht von gehort. Eine hochzeit wehrt ja nur einen eintzigen tag, also deücht mir, Ihr köntet den gutten leütten, so es so hertzlich verlangen, woll dießen gefahlen thun, bey ihrer hochzeit zu sein. Ich erinere mich nicht, ahn unßerm hoff jemandes gesehen zu haben, so Heyliger geheyßen. Er muß wie viel andere erst nach meiner abreiß nach Heydelberg kommen sein. Mich deücht, die teütsche edelleütt sehen nicht viel mehr auff die angen. Vor meinem alter habe ich die augen noch gar gutt, gott sey danck! leße noch alle morgen in der kleinen handtbibel, so so reine schriefften haben. Es muß etwaß extraordinarie sein, so Eüch die augen verdorben; den sonsten ordinari weiß man in Ewerm alter noch nicht, waß böße augen sein. Die herrn docktorn zu Franckfort müßen eben so schlim sein, wie hir, daß sie eine kranckheit vor die ander nehmen undt drauff ihre remedien geben. Ich versichere Eüch, liebe Amelisse, daß ich recht in sorgen vor Eüch geweßen bin. Daß unbeständige wetter, so wir ein zeit lang gehabt, ist, wie ich glaube, ursach geweßen, daß ich so einen starcken husten bekommen habe. Ich schreibe ahn Louisse, wie bedutelt baron Willich geweßen, nachdem er seinen proces verlohren; die wirdts Eüch sagen können. Ich würde fro sein, wen ich Ewern neuveu einsmahls ambrassiren könte. Wie Ihr sagt, daß daß artige kint den großpapa nachschlegt, hoffte ich, es würde etwaß von papas s. haben; [194] den daß es dem alten Schonberg nachschlegt, frage ich nichts nach. Der duc de Schonberg solte allen seinen kindern teütsch undt frantzösch lehren laßen. Ich höre recht gern von Carline kinder reden, dörfft also deßwegen gar keine entschuldigung zu machen, undt es ist loblich ahn Eüch, Ewere schwesterkinder zu lieben. Waß vor ein spaß kan der duc de Schonberg haben, mitt seinen eygen kinder lombre zu spiellen? Daß ist, alß wen man mitt der rechten handt gegen der lincken spilt, bludtslangweyllig. Der alten marechalle demoisselle habe ich nie gekandt; solche leütte kommen nicht, wo wir sein. Zu meiner zeit war die Helmstatterin jungfer bey Ewer fraw mutter undt die St Pol war Ewere hoffmeisterin. Oberstern Sparr habe ich gar woll gekendt; er ist ambtman zu Bretten geweßen zu meiner zeit. Ich habe seinen vatter undt schwester auch gekandt zu Hannover; die schwester war freüllen bey ma tante, sein vatter war auch oberster. Ich wünsche, daß Eüch daß badt woll bekommen möge. Vor die mühe, so Ihr nehmbt vor meiner vettern demanten, dancke ich Eüch sehr. Hirmitt ist Ewer brieff exact beantwort, bleibt mir nichts über, alß Eüch zu versichern, das ich Eüch von hertzen lieb habe.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Juli 1700 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 193–194
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0106.html
Änderungsstand:
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