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Brief vom 20. August 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


111.


[201]

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 20 Augusti 1700.
Hertzliebe Amelisse, gestern habe ich Ewern lieben brieff vom 12 dießes monts zu recht entpfangen. Ewere entschuldigung, mir nicht auff meine zwey brieff geantwortet zu haben, ist nur gar zu gültig. Ich habe noch alß den elexir von monsieur Beloti vor daß grieß; gebt mir nur gelegenheit, wie ichs Eüch schicken könte, undt nent mir jemandes, dem ichs geben könte! so werde ichs Eüch schicken. Es solle über die maßen trefflich sein undt hatt hir viel viel leütten geholffen; wünsche von hertzen, daß es Eüch auch couriren möge. Es solle gar nicht zu starck sein; allein wen Ihr es haben werdt, so last es erst ahn andere probiren! so werdet Ihr just den effect darvon sehn. Es ist doch ein zeichen von einem gutten grundt, daß Ihr Eüch so baldt wider erhollen könt undt daß die parthie noble nicht ahngegrieffen sein. Meine incommoditet hatt mir zur größern gesundtheit gereicht, bin nun, gott lob, sehr gesundt, wolte, daß Monsieur sich so woll befinden thete, alß ich; er hatt aber daß potagram so starck, daß I. L. nicht auß der stelle gehen können; kamme ihm vergangen sontag auff einen stutz in der kirch ahn, hatte es vorher sein leben nicht verspürt. Es muß ein astrologue sein, so Ewere geburt muß gestelt haben, so Eüch versichert, daß Ewere kranckheit von der sonnenfinsternuß kompt; den die sonne muste sich just in Ewer s. hauß gefunden haben. Mich deücht aber, ordinari seindt die docktoren keine astrologuen. Die weiber sollen die mutterkranckheiten woll kenen; den es seindt vielle mitt behafft; grieß undt bößer magen gehen offt zusamen. Ich wünsche von hertzen, daß Ihr nun gantz courirt [202] mögt sein undt keiner remedien mehr von nöhten haben. Wem solt Ihr von Ewerer gesundtheit reden, liebe Amelisse, so sich mehr davor interessirt, alß eben ich? Ich wolte, daß Ihr zu St Clou sein köntet; dorten würdet Ihr außsicht genung haben undt gar nicht von den bergen incommodirt sein. Ihr verantwortet Eüch gar woll, liebe Amelisse, eine heydex vor einen dax gesagt zu haben. Ich bin verwundert, wie Ihr jetzt so mager sein könt, da Ihr doch so fett wahret, wie ich Eüch ein kindt gesehen. Ich ware damahlen sehr mager undt nun bin ich nur gar zu dick undt fett, recht monstreux, welches mir leyd genung ist, aber ich kan sagen wie Jodellet: Si nous estions artissans de nous mesme, on ne veroit par tout que des beautes extreme; weillen ich aber sein muß, wie gott will, undt nicht, wie ich will, so muß ich so monstreux bleiben. Ich wünsche, daß daß opera von Strasburg Eüch woll divertiren moge; ich vor mein theil liebe die commedien mehr. Die herrn geistlichen haben unrecht, sich gegen sachen zu widersetzen, so nicht sünde sein; den daß erweist, daß sie nicht so sehr unßers herrgotts interesse ahnsehen, alß daß sie selber regiren wollen undt nicht leyden wollen, daß man waß ohne ihr consens thut. Wen die operaen undt comedien endern, deücht ohnedem nichts; den, wie in der h. schriefft stehet, den reinen ist alles rein; also förcht ich gar nicht, daß die operaen Eüch schaden werden. Von monsieur de la Trimoüille stein werde ich nichts mehr sagen, Eüch nur hirmitt versichern, daß ich Eüch von hertzen lieb habe.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. August 1700 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 201–202
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0111.html
Änderungsstand:
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