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Brief vom 20. August 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


112.


[202]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 20 Augusti 1700.
Hertzliebe Louisse, ich habe Ewer lieben brieff vom 5 August schon vor etlichen tag entpfangen, aber ohnmoglich eher, alß nun, beantworten können; den wir haben alle tag zu viel leütte zu St Clou gehabt, den könig einmahl, 2 mahl monseigneur undt die duchesse de Bourgogne; den Monsieur, so sein tag deß lebens keinen ahnstoß vom fieber gehabt hatt, hatts vergangenen sontag auff einmahl so unerhört starck bekommen, daß er keinen fuß vor [203] den andern setzen kan. Er kan zwar heütte noch nicht gehen, es ist doch viel beßer mitt I. L. Gestern habe ich ein schreiben von Amelisse bekommen, werde also nichts mehr von ihrer kranckheit sagen, sondern ihr selber antworten; nur daß nur, daß ich nicht weiß, woher der docktor judicirt, daß sie daß grieß hatt, da doch kein sandt von ihr geht. Ich wolte, sie hette daß grieß; den ich habe eine elixir, so ein ittallienischer docktor hir macht, welcher viel leütten, so daß grieß haben, miracle gethan hatt undt gantz courirt. Es solle auch gutt vor den machen [sein]. Hette ich nur eine gelegenheit, wolte ichs ihr schicken. Ich will ihr schreiben, daß sie mir eine ahnweißen solle. Abricosen können sie nicht kranck gemacht haben; obst ist mehr gesundt, alß ungesundt, wen man es reiff undt nicht zu viel ist. Daß macht mich glauben, daß Amelise den stein oder auffs wenigst daß grieß haben muß, weillen sie daß fahren nicht vertragen kan undt sich übel davon befindt. Der Bar ist er den noch immer bey dun freüllen von Leiningen? Die medissance wolte, daß sie ihn zum mary de consience genohmen hette. Ich kene ihn woll, habe ihn hir bey dem cardinal von Fürstenberg in dinsten gesehen. Er ist in dem sehr loblich, wie sehr er sich der gräffin von Leiningen ahngenohmen hatt. Warumb, liebe Louisse, macht Ihr die façon, mir eine große excusse daher zu machen, daß Ihr mir von Amelisse zustandt sprecht? Daß were gutt vor frembte personnen, aber vor mich deücht daß nicht, den Amelis ist mir ja nahe genung, umb mich vor sie zu interessiren; also wist Ihr ja selber woll, daß ich in sorgen vor sie geweßen undt daß Ihr mir also einen gefahlen thut, mir exactement zu verzehlen, wie sie sich befindt; undt zum andern so wist Ihr auch woll, daß complimenten mein sach durchauß nicht sein, also war dieße entschuldigung undt excusse gantz ohnnöhtig. Ich bin fro, daß Carl Moritz auch wider beßer ist. Ich glaube, daß es jetzt schir überall die moden, ohne zeittungen zu sein; hir haben wir auch nichts; man redt aber viel von dem schleünigen todt deß jungen hertzogs von Glocester. Meins brudern s. gemahlin ist unglücklich in neuveux; 4 von ihre neuveux krigen gegen einander undt der 5te stirbt I. L. gar weg. Ich kene den herrn Tolnern nicht, bitte aber doch, ihn zu dancken, daß er mir sein buch schicken will, welches mir ahngenehm wirdt sein, wen ich es werde leßen können. Ist es aber in Latein, werde ich nichts davon [204] begreiffen, er habe den die charitet, mir es zu verteütschen; den ich verstehe keine eintzige sprach, alß teütsch undt frantzösch. Könte ich die pfaltzische historie leßen, were es mir gar ein ahngenehm pressent, mir daß buch zu schicken. Adieu, hertzliebe Louisse! Vor dießmahl werde ich Eüch nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch undt Ewere geschwisterig allezeit recht lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. August 1700 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 202–204
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0112.html
Änderungsstand:
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