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A mesd. Louisse et Amelisse, raugraffinen zu Pfaltz, a Franckfort.
Versaille den 21 Januari 1701.
Hertzliebe Louisse undt Amellisse, heütte ist es mir
unmöglich, daß ich ahn jede von Eüch beyden a part schreibe; den ich
bin noch zu mat von meiner kranckheit, umb viel zu schreiben
können. So lang der könig in Spanien hir geweßen, habe ich
ohnmöglich schreiben können. Nach dem seindt wir nach Paris, alwo
ich einen gar starcken husten gleich selbigen abendts bekommen,
so mir die gantze zeit gewehrt. Hernach ist mir ein schmertzen
in der lincken seyte undt ein starck lendenwehe ahnkommen mitt
solchen schmertzen, daß ich offt gedacht, ohnmachtig zu werden.
Endtlich hatt mich daß fieber mitt frost ahngestoßen, habe es
zimblich starck 7 tage gehabt; man hatt mir 2 clistir geben undt
mich 2 mahl purgirt, also ist daß fieber endtlich just vor 8 tagen
außgeblieben. Ich bin aber noch unerhört matt, den es ist nun über
4 wochen, daß ich continuirliche leyde undt recht übel bin. Ich
habe accessen von 12 stunden gehabt undt 2 stundt frost. Ich
hoffe, daß es nunmehr zu endt sein wirdt, bin heütte zum ersten
mahl wider in die kirch gangen. Ich hoffe, daß ich allegemach
wider zu kräfften kommen werde, alßden fleißiger schreiben. Wie
ich ahn Carl Moritz schriebe, dachte ich, Eüch auch zu schreiben,
konte aber nicht dazu gelangen. Ich bin fro, daß er woll von den
rottlen kommen undt sein aug auch heillen wirdt, ohne geschnitten
zu werden. In welchem standt ich auch sein mag, werde ich Eüch
alle allezeit recht lieb haben.
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