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Brief vom 22. Februar 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


123.


[214]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Paris den 22 Februari 1701.
Hertzliebe Louise, ich glaube, es ist ein sonderlich esprit folet, [215] so sich divertirt, mir allemahl verhindernüßen zu schicken, wen ich ahn Eüch oder Amelisse andtworten will; den es ist gewiß, daß, so offt ich mich [in] der intention niedergesetzt, umb ahn Eüch beyde zu schreiben, ist mir alß eine verhindernuß dazwischen kommen. So baldt ich wider gantz gesundt worden, seindt wir nach Marly, alwo ich ohnmöglich zum schreiben habe gelangen können, ob wir zwar sieben tag dort geweßen. Den sontag, alß wir hin sein, ging man nach dem eßen in die predig, hernach schriebe ich ahn ma tante, die fraw churfürstin zu Braunsweig, fuhr hernach nach Marly, gegen 8 war bal. Andern tag, alß montags, schriebe ich ahn mein dochter undt die hertzogin von Savoyen biß gegen 6, da kammen die königliche personnen von St Germain, umb 8 war bal, umb halb 11 aß man zu nacht. Dinstags wolte ich schreiben, aber es kammen so viel leütte zu mir, daß ichs nicht konte, undt muste abendts mit monsieur le Dauphin in die mußiq, so biß zum nachteßen wehrte. Mitwogs schriebe ich ahn mein dochter undt die hertzogin von Hannover undt muste auch noch nach Paris schreiben, also ging der tag vorbey. Donnerstags schriebe ich ahn ma tante, die churfürstin, undt fuhr hernach nach St Germain; den ich hatte den könig undt die königin von Engellandt noch nicht gedanckt, so fleißig in meiner kranckheit vor mich gesorgt zu haben. Wie ich wider kam, war es zeit, zu der mussiq zu gehen, damitt ging der tag auch hin. Freitags jagten wir den gantzen tag ein dänhirsch mitt deß comte de Thoullousse hunden; die jagt war nicht schön, aber daß wetter war gar sanfft. Abendts war wider musiq. Sambstag gingen wir auff die hirschjagt, die war gar schön; abendts fuhren wir wider nach Versaille. Sontag schriebe ich wider nach Hannover undt muste auch in die predig undt es war auch salut. Montag kammen wir hieher undt muste gleich ahn die hertzogin von Savoye undt mein dochter schreiben, hernach ins apartement. Dinstags fuhr ich au Port royal; hernach, alß ich wider kam, bin ich mitt Monsieur Libden ins opera. Mitwogs war wider der schreibtag von Lotheringen undt Modene, donerstag nach Hannover, opera undt apartement. Freitags war Port royal, alwo viel leütte zu mir kammen, hernach wider opera undt apartement. Sambstag schrieb ich ahn mein dochter, fuhr hernach ins große Carmelittenkloster; abendts war, wie alle tag, apartement. Sontags fuhr ich in die kirch, schriebe hernach ahn ma tante, die [216] churfürstin, undt ma tante, die fraw abtißin von Maubisson, ging hernach ins opera. Gestern, alß montag, fuhr ich nach dem Port royal, schrieb dort ahn mein dochter undt die hertzogin von Savoyen, hernach muste ich zu madame la princesse, welche kranck ist. Wie ich wider kamme, ginge man eben ins apartement. Also secht Ihr woll, liebe Louisse, daß mir kein anderer tag zum schreiben übergeblieben, alß eben dießer; ah, da findt sich schon wider eine verhinderung, man melt mir die printzes von Zweybrücken ahn. Nach dem opera werde ich dießen brieff außschreiben.
Donnerstag den 24 Februari.
Es kammen vorgestern nach dem opera so viel leütte, daß ich ohnmöglich dießen brieff außschreiben konte. Gestern schrieb ich wider in Lotheringen undt nach Modene, hernach fuhren wir au faubourg St Germain, die seildantzer dort zu sehen; daß werte von 5 biß umb 8, konte also wider nicht schreiben. Ich bin heütte nach dem 3ten acten auß dem opera gangen, umb dießen brieff außzuschreiben. Ein ander mahl werde ich ahn Amelisse schreiben, heütte ist es ohnmöglich. Ewer schwager hatt mir geschrieben undt geklagt, daß er gar übel mitt seiner niece zufrieden ist, fürcht, mehr processen, alß nie, zu bekommen. Ich meinte, alles würde mitt seines brudern todt auffhören. Man rufft mir, ins apartement zu gehen, muß schließen undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Amellisse undt Eüch, liebe Louisse, von hertzen ambrassire undt Eüch allezeit sehr lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 22. Februar 1701 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 214–216
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0123.html
Änderungsstand:
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