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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfordt.
Marly den 15 Mertz 1701.
Hertzliebe Louisse, weillen l’abé de Thesseut nun morgen wider
nach Franckfort wirdt, alß habe ich ihn nicht weg wollen laßen,
ohne ahn Eüch undt Amelisse zu schreiben. Ich habe ihm Ewere
interesse sehr ahnbefohlen undt wünsche, daß er Eüch nützlich sein
möge. Ich habe seyder kurtzer zeit 3 liebe brieff von Eüch zu
recht erhalten, einen vom 20 Februar durch monsieur von Baar
undt zwey durch die post, einen von gleichem datum undt den
andern vom 6 Mertz. Es ist woll war, daß die mäner viel
glücklicher, alß die weiber, sein undt nicht nöhtig haben, so im zwang
zu leben, sondern hinreißen können, wo sie wollen. Aber von
Ewerem alter, liebe Louisse, könt Ihr nicht reden, ohne mich
decrepit zu machen; den ich bin über 9 jahr alter alß Ihr, auch
kene ich hir leütte von Ewerm alter, so noch gantz vor jung
passiren wollen, voller bunde bandt sein, haben rodt weiß mouchen
undt allerhandt schönne sachen ahn undt pretendiren, sehr
charmant zu sein; die bleiben warlich nicht hinter den offen; also secht
Ihr ja woll, liebe Louisse, daß Ihr groß unrecht habt, über Ewer
alter zu klagen. Ich habe der zeit noch nicht gehabt, lang mitt
dem marchalck von Homburg zu sprechen können; daß wirdt sich
aber noch woll finden. Daß ist alles, waß ich auff dießen brieff
sagen werde, kome jetzt auff selbigem von gleichem datum. Ich bin
nun, gott seye danck, all lengsten in gar volkommener gesundtheit,
dancke Eüch sehr vor den gutten wunsch, daß es bestandt mög
haben. Ich kan ohnmöglich evittiren, nach Paris zu gehen,
weillen Monsieur den ort so sehr liebt, muß also nur gedult haben.
Alle die, so ihre freyheit zu Paris haben, können den ort woll
lieben, allein ich nicht; den ich lebe dort gar gezwungen undt
langweillig. Mich deücht, Churpfaltz hatt einen dollen ahnstalt,
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keine schulden zu zahlen undt einen so gar großen hoffstatt zu
halten. Es hatt mir nicht geschienen, alß wen abé de Thesseut
einen so gar großen widerwillen hette, nach Franckfort zu reißen.
Den envoyes von Gotha habe ich schon 2mahl gesehen, aber seine
fraw nicht. Ich weiß nicht, ob er sie wirdt nach hoff laßen; den
die weiber von envoyes werden schlegt bey hoff tractirt. Wen
damen von qualitet herkommen, können sie mitt unß eßen undt in
kutzschen fahren; so baldt sie aber envoyes-weiber sein, so könne
sie es nicht mehr pretendiren; daß macht, daß gar wenige nach
hoff kommen. Von staadtssachen höre ich nichts, alß waß in den
gazetten stehet, undt misch mich auch in nichts, gehe überall
meinen geraden weg fort. Es ist kein hermit, so einsamer lebt, alß
ich, wie Eüch abé Thesseut wirdt sagen können. Von 1 biß 8
uhr bin ich allezeit muttersallein in meiner cammer undt die zeit
wirdt mir gar nicht lang, finde alß etwaß zu thun. Nach allem
ahnsehen nach wirdt es nun baldt krieg werden undt glaube nicht,
daß, wen diß fewer einmahl wider ahngebrent sein, daß man es
wider wirdt leschen können, glaube nicht, daß meiner kindtskinder
kinder den frieden wider sehen werden. Ich komme jetzt auff Ewer
liebes schreiben von 6 Mertz undt werde solches gleich mitt einem
filtz beantwordten. Daß Ihr, liebe Louisse, Eüch einbildet, daß
Ihr mir zu offt schreiben könt, daß seindt quinten; den weillen
Ihr ja woll wist, daß ich Eüch lieb habe, also müst Ihr ja
gedencken, daß ich gern von Eüch höre undt brieff von Eüch habe.
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Meint Ihr dan, daß dießer hoff hir nichts, alß lust undt freüden
ist? O weit gefehlt, liebe Louisse! Wer alles lust hir im landt
ohne boßheit undt falschheit, würde ich mein leben nicht einsam
zubringen, wie ich thue; aber genung von dießem trawerigen text.
Ich weiß all lengst, daß man sagt, daß der von Baar der freüllen
von Leiningen mary de conscience ist; sie haben mir beyde einmahl
davon gesprochen undt gesagt, daß Ihre feinde daß geschrey
außbreitten, ambarassirten mich recht mitt. Es ist löblich ahn der
landtgräffin, so charitabel zu sein. Es ist lenger, als 6 monat, daß
ich den kleinen graffen von Leiningen nicht habe zu sehen
bekommen. Er scheüt mich; den wen er es zu grob macht, filtz ich ihn
braff auß. Die graffen von Nassau brauchen keine filz, seindt gar
artig. Dem elsten ist ein groß unglück widerfahren; sie seindt
mitt der kutzhen umbgeworffen worden undt dießer elste graff von
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Nassau hatt sich den arm gebrochen undt außeinander gefahlen,
undt die andere handt da seindt ihm die gebrochene gläßer von der
kutzh nein kommen, leydt sehr ahn einem finger. Die historie vom
könig in Poln ist recht possirlich. So lang Carl Moritz aug nicht
gantz heill sein wirdt, wirdt mir immer bang vor ihm sein, daß er
daß aug verliehren möge; den ein aug ist eine delicatte sache. Es
wundert mich, daß Ihr meinen brieff noch nicht entpfangen habt,
so ich Eüch von Paris auß geschrieben habe. Hirmitt seindt alle
Ewere brieffe exact beantwortet Ich will jetzt ahn Amelisse
schreiben undt sie undt Eüch versichern, liebe Louisse, daß ich Eüch
beyde allezeit von hertzen lieb behalte.