[237]
A monsr le raugraff zu Pfaltz a Hannover.
Fontainebleau den 28 September 1701.
Hertzlieb Carl Moritz, in der nachricht, so man Eüch von dießem [238] hoff geben, muß man Eüch gesagt haben, daß man die flatterie liebet; den ich kan daß frantzösche sprichwort sagen:Vous m’en donnes et tout du long de leaulne. Darin bestehet zwar eine große politesse undt were sehr apropo ahn alle andere meinesgleichen, die Eüch, lieb Carl Moritz, nicht so nahe wehren, alß ich Eüch bin, aber mitt mir müst Ihr natürlicher sprechen. Ich bin (hette schir leyder gesagt) von denen leütten, da man weder viel guts, noch viel bößes von sagen kan, undt der mühe nicht wehrt, daß man viel von mir spricht. Ich zweiffle gar nicht, daß, waß Ihr mir sagt, nicht gutt gemeint ist; allein, wie schon gesagt, so müst Ihr naturlicher undt ungezwungener mitt mir sprechen, wie Ewere schwestern thun undt Carllutz s. gethan hatt; den wie ich Eüch, lieb Carl Moritz, gern lieb wolt haben, so will ich Eüch auch instruiren, wie Ihr mitt mir leben solt, damitt ich Eüch lieb behalten möge. Meint Ihr, daß ich den gantzen stadt hir regire, daß Ihr mich umb verzeyung bitt, daß Ihr mir bagatellen schreibt? Daß hatt mich lachen machen. Bagatellen kommen mir gar woll zu; schreibt mir nur deren undt alles, waß Eüch im kopff kompt! Ich kene der ittallienischen commedianten maniren gar woll, allerhandt sprachen so durcheinander zu reden; haben mich offt mitt lachen machen. Es ist lang, daß ich nicht von hertzen gelacht habe; den wir haben lautter trawerige scenen hir gesehen seyder 4 mont; hette hoch von nöhten, wider waß guts undt lustigs zu sehen. Adieu, lieb Carl Moritz! Seydt versichert, daß ich Eüch lieb habe! Sonsten würde ich Eüch, waß ich gedencke, nicht so teütsch herauß sagen; aber ich bin Eüch zu nahe verwandt, umb nicht offenhertzig mitt Eüch zu reden.
