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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Versaille den 1 Februari 1702.
Hertzliebe Louisse, die überbringerin dießes brieffs ist eine von
meinen cammerweyber, eine witwe. Ihr man hieß du Fresne, sie
aber ist meiner ammen dochter undt die, so ich allezeit Suzon hieße.
Sie geht nach Cassel wegen ihrer schwester erbschafft. I. L. der
landtgraff hatt durch repressaille seinem secretarie der Nanon
Berteaut erbschafft geben; aber ich hoffe, daß, wen I. L. erfahren
werden, daß erstlich der secretarius in dem stück gelogen, daß seiner
frawen gutter gar nicht seindt confisquirt worden, undt zum andern,
daß weillen Suzon eine Pfältzerin undt nicht zu Metz gebohren,
so wirdt er ihr recht schaffen, wie sie es mitt mehren umbständen
erweißen wirdt; bitte Eüch derowegen, Eüch ihrer ein wenig
ahnzunehmen undt sie zu Cassel zu recommandiren, damitt sie audientz
haben möge. Sie ist gar eine gutte fraw undt dint mir sehr
fleißig, allein sie hatt eine gar dolle sprach, so woll in teütsch, alß in
frantzösch. Lenor, die fraw von Rotzenhaussen, hört sie recht gern
reden undt sie allein kan ihre art von reden behalten, macht mich
offt von hertzen drüber lachen. Sie wirdt Eüch viel von hir
verzehlen können, wen Ihr sie verstehen könt. Ich glaube, daß sie lang
unterwegen sein wirdt undt sich noch ein wenig zu Metz auffhalten;
derowegen werde ich vor dießmahl nichts mehr sagen, [als] daß ich
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Eüch bitte, ihr glauben zu geben, wen sie Eüch versichern wirdt,
daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.