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Brief vom 1. Februar 1702

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


153.


[266]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 1 Februari 1702.
Hertzliebe Amelisse, ich habe Suzon, meiner amen dochter, so eine witwe ist undt madame du Fresne heist, nicht weg wollen laßen, ohne ihr auch ein brieff ahn Eüch sowoll, alß ahn Louisse mittzugeben; bitte, Ihr wolt sie doch auch zu Cassel recommandiren; den es ist eine rechte ungerechtigkeit, so deß landtgraffen secretari ihr thun will. Den erstlich so ist sie keine Metzerin, sondern in der Pfaltz geboren, zum andern so ist es nicht war, daß man deß secretarie frawen gütter confisquirt hatt; also kan er ja nichts ahn Suzon ihrer erbschafft pretendiren, so allein ihr undt ihrem bruder gehört. Sie wirdt Eüch viel von hir verzehlen können, den sie ist allezeit bey mir undt dint mir gar fleysich; sie ist gar eine gutte fraw. Ich bin gewiß, daß sie Eüch mitt ihrer wunderlichen sprach sowoll in teütsch alß in frantzösch wirdt lachen machen; den ich glaube nicht, daß Ihr Ewer leben eine solche gehört. Sie könte weder in der frantzöschen accademie noch teütschen fruchtbaaren geselschafft kommen, hatt eine rechte rare sprach, wie Ihr hören werdet; sie ist gewont, daß man drüber lacht. Lenor, die Rotzenheusserin, kan perfect reden wie sie; wen sie mitt ihr spricht, spricht sie imer ihre sprach, macht mich offt recht lachen. Adieu! Seydt versichert, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 1. Februar 1702 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 266
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0153.html
Änderungsstand:
Tintenfass