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Brief vom 16. Juni 1702

von Eleonore von Rathsamhausen
an Raugräfin Louise zu Pfalz


170.


[289] Hochgebohrne genethige krefin, Dero genethigest antwortschreiben fom 8 Juny habe ich mit hochsten freiten in vnderthenigkeit erhalten, vnd weillen Ihro genaden so genethig seint vnd mir erlauben, witer zu schreiben, so due ichß mit kroser freiten vnd berichte, daß, dem lieben got seie danck, ihro königliche hoheit witer felich fom fieber genesen. Wolte got, daß die [290] gemitsgesuntheit so gut bei ihnen wehre alß die leibßgesuntheit, welcheß daß fürnemhste bei meiner königlichen hoheit ist! Dan die draurichkeit, die sie haben, die schwecht gar fihl, doch aleß hat, wo man ist, seine vrsach. Mit artzney vnd docktern lasen sie sich gar nicht fihl ein, got lob, welcheß mich noch dresten dut; dan heten seine königliche hoheiten den docktern gefolget, so heten sie la meticke genomen, welches ohnfehlbar wer ibel abgelofen; aber, got lob, sie haben eß nicht gethan. Vnd aber daß ather lasen spiret man gar kreit, daß eß ihnen die kreften, zu gehen, geschwecht; dan heten sie nach der hiesigen moten blut gelasen, so wer eß noch ibeler abgelofen. Aber ihro königliche hoheit haben so fihl gelasen, alß ihnen genug geteicht, vnd seint sie keiner dockter schlaf, wiß hir der gebrauch ist. Ich due aleß, waß ich kan, ihro königliche hoheit aufzumuntern, aber eß will bißweillen fast nichts helfen. Got erhalte ia nur die gar zu gute nature ihro königliche hoheit! so wirts aleß wohl gehen. Daß ist dero ansicht. Ich winsche wohl noch, for mein ente die grose genathe zu haben, Ihr genaden einmahl die hent zu kisen; aber der böse krig, der hats aleß bißhero verhintert, sonsten hete ich einmahl diese reise mit meim kint, so zu Nansie ist, gethan vnd hete wie in vnderthenigkeit aufgewart. Ich bin wohl vnklicklich, daß ich meineß lieben faterlants so muß beraubet sein, ia fihl mehr, nur nicht ein eintzigeß kint darin zu haben, sehe auch kein hofnung mehr darzu; dan weter briter mir nie darzu haben helfen wolen vnd der alte hunt der beiset mich anfangen so, daß ich noch hofnung mehr, lang zu leben, fihl weniger fihl reisen wert könen. Wen nur mein got mir so fihl genathe dut, daß ich zu meiner alergenethigesten königlichen hoheit reisen kan, so ferlange ich nichts mehr in dieser welt. Sie seint gar zu genethig, daß sie fihl guts von meiner dochter zu Nansie klauben. Wolt got, sie könt einmahl die genathe haben, in vnderthenigkeit aufzuwarten! Meine schwester Schälmin hat daß krose klick, nahe bei ihnen zu sein. Ich hab mich vnterfangen, ein brief an Ihro genaden zu schreiben, in dem der her fon Schelm mir ein dik brief zugeschriben, wegen seineß ferstorbenen eltesten sohneß, bite derentwegen gantz vnderthenig vm fergebung; dan durch Heitelberg gehen keine bosten mehr her vnd sehe also nichts fon alen den meinichen; bite, Ihro genaden wolten mein langeß schreiben nicht in ibel aufnem, sontern [291] klauben, daß eß geschicht auß höchst vnderthenigestem reßbegt vnd daß ich leben vnd sterben werte Ihro hoch genathen
Fersalien den 16 Juny 1702.
alerschultigeste vnderthenigeste magt
Leonor.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 16. Juni 1702 von Eleonore v. Rathsamhausen an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 289–291
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0170.html
Änderungsstand:
Tintenfass