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Brief vom 18. März 1703

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


188.


[319]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 18 Mertz 1703.
Hertzliebe Louisse, heütte morgen habe ich Ewern lieben brieff vom 9 dießes monts in ma tante, der fraw churfürstin, paquet gefunden, bin von hertzen fro, daß Ihr nun bey I. L. seydt; den ich bin versichert, daß Ihr sorg vor sie tragen werdt undt daß ich durch Euch I. L. zustandt recht eygendtlich werde erfahren. Waß ich seyder 14 tagen außgestanden, da ich keine brieffe gehabt, seyder ich erfahren, daß ma tante daß 3tagige fieber bekommen, ist nicht außzusprechen. Nun bin ich, gott lob, wider ruhiger. Ich hoffe, daß der husten die überige böße humoren, so daß fieber verursachet hatten, verzehren wirdt undt ma tante also wider eine volkommene gesundtheit erlangen wirdt. Daß gebe gott der allmächtige! Ihr habt recht woll gethan, ohne weitter ordre zu erwartten, nach Hannover gereist zu sein; den es hatt ma tante recht erfrewet, daß Ihr zu ihr kommen seydt. Es wundert mich nicht, daß Ihr mühe gehabt habt; den die wege seindt überall abscheülich nun. Daß ma tante husten wie 3tagig ist, wundert mich gar nicht; ich bin nie anderst, wen ich den husten habe. Wen man desgoustirt ist, muß man eßen, waß man kan. Ma tante ist nicht allein daß lüstre vor dero hoff, sondern von allen höffen. Wo findt man jemandts, so so viel verstandt undt tugenden hatt, alß unßere liebe churfürstin? Weillen Ihr wider nach Franckfort werdt, wen ma tante in volkommener gesundtheit sein wird, so wünsche ich, baldt zu erfahren, daß Ihr wider weg seidt. Ewer schwager solle Eüch woll verobligirt sein undt seine kinder, so fleisich vor ihre affairen zu sorgen. Ich kan leicht begreiffen, wie es Amelise so andt nach Eüch, liebe Louisse, thun muß, indem Ihr all Ewer leben beysamen gewest seydt. Daß ist woll etwaß rares, daß Eüch mein herr vetter, der churfürst, woll entpfangen hatt; den der wirdt unßerm herrgott keine rechenschafft geben über seine überflüßige wörter. Ma tante bezeügt mir eine rechte freüde über Ewere ahnkunfft, zweyffle also nicht, daß sie es Eüch auch wirdt erwießen haben. Ewer schreiben ist beantwort undt ich habe noch 3 große brieffe [320] zu schreiben nach Lotheringen undt auch nach Paris, kan Eüch derowegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. März 1703 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 319–320
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0188.html
Änderungsstand:
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