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Versaille, Ostertag den 8 April 1703.
Hertzliebe Amelisse, gestern habe ich in Louisse paquet Ewern
lieben brieff entpfangen. Waß gehens unß die kriegstroublen ahn?
Wir disputiren nicht gegen einander wegen der cron Spanien. Ewer
man wirdt baldt wider zu Eüch kommen, wirdt Eüch aber hernach
lenger witwen laßen. Es bedorffte keine außlegung, daß Ewer
schwester Ewer man ist; den daß verstehe ich woll. Ihr thut gar
woll, Eüch die zeit nicht lang zu laßen werden. Ich bin I. L.
hertzog Christian woll verobligirt, daß I. L. so fleißig ahn mich
gedencken; bitte, Ihr wollet ihn doch gar dinstlich davor dancken.
Es ist nichts betrübters, alß gutte freünde weg zu ziehen sehen.
Waß ist daß vor ein tittel der reichs-schuldtheis? Da habe ich
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mein [leben] nicht von gehört undt weiß auch nicht, wer es ist.
Ewer leben, wie ich sehe, ist nicht so solitaire, wie daß meine;
den ich bringe ordinarie meine zeit gantz allein mitt leßen undt
schreiben zu. Ihr soltet einen zelter nehmen undt zum churfürsten
von Bayren reitten undt ihm sagen, daß ein braver ritter die
freüllen beschützt undt ihnen kein leydt thut, wie die damen im Amadis;
aber nein, raillerie apart, Ihr soltet ein brieff ernstlicher weiß ahn
I. L. dem churfürsten schreiben, damitt er Eüch Ewer schloß nicht
brenen möge. Wo habt Ihr den den churfürsten von Bayren
gesehen? ist er zu Franckfort geweßen? Den Ihr seydt, wie ich
glaube, nie zu München noch Brussel geweßen. Ich glaube leicht,
daß dießes churfürstens freündlichkeit in allen ehren herr Johanes
geweßen ist. Der leydige krieg macht alles übels. Ein gutter
frieden were woll zu wünschen, es ist aber noch schlechter ahnstalt
dazu. Ich bin fro, daß Eüch mein gekritzel nicht mißfehlt, ist mir
alß bang, ich könne daß Teütsche nicht recht mehr. Ihr soltet
woll die charitet haben, liebe Amelisse, daß, wen ich darinen fehlen
solte, mich wider zu recht zu helffen undt corigiren. Ich habe
jetzt niemandts mehr, mitt wem ich teütsch reden; mein Wendt
hats gantz vergeßen. Ich leße fleißig in der luneburgische bibel,
alle tag ein capittel auß dem alten testament, ein psalm undt ein
capittel im neüem; daß erhelt mich noch, daß ich es nicht
vergeße. Hirmitt ist Ewer liebes brieffgen vollig beantwortet; hernach
werde ich ahn Louisse auch schreiben. Ich habe schon ahn ma
tante undt ahn die königin in Spanien geschrieben, muß noch
heütte, ehe wir zum nachteßen werden, 5 brieffe schreiben, werde
Eüch also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von
hertzen ambrassire undt recht lieb behalte.