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A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Versaille den 17 Augusti 1703.
Hertzliebe Amelise, vor zwey tagen erst habe ich Ewern lieben
brieff in ma tante paquet entpfangen. Die posten gehen nun so
unrichtig undt langsam, daß es ein recht ellendt ist, undt ich
werde je lenger, je verdroßener auff dem leydigen krieg; aber über
wem ich woll recht böß bin, ist über die keyßerlichen minister, so
all comerce haben verbietten machen; denen, ich muß gestehen,
wünsch ich alles übels von der weldt. Ich weiß nicht, ob meine
brieff nicht ahn Eüch undt Louisse gelangt sein; allein ich kan
Eüch, liebe Amelisse, mitt warheit versichern, daß ich kein
eintziges von Ewern schreiben habe unbeantwortet gelaßen undt nur
auffgehört, alß ich keine schreiben mehr von Eüch beyden
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bekommen; habe gedacht, daß Ihr nicht mehr schreiben dörfft undt daß
ich Eüch händel machen solte, wen ich ferner schriebe; aber wen
Ihr schreiben dorfft, werde ich fleißig andtworden. Meine
gesundtheit ist, gott lob, gar gutt, starck undt dick; wünsche, daß Louisse
undt Ihr Eüch so woll befinden möget alß ich. Wie die zwey
graffen von Nassau hir wahren, war der elste beßer geschaffen, alß
der jüngst; allein der jüngste ist lebhaffter undt spricht mehr, alß
sein herr bruder; bin fro, daß sie content von mir sein. Louisse
wirdt nun baldt wider zu unßer lieben churfürstin, wie I. L. mir
schreiben, umb mitt nach Berlin zu gehen. Gott gebe, daß die
reiße glücklich möge abgehen! Ich werde heütte ein tour nach Paris
thun, aber abendts wider herkommen, muß also noch ahn mein
dochter schreiben, undt weillen auch Ewer brieff, liebe Amellisse,
vollig beantwortet ist, werde ich vor dießmahl nichts mehr sagen,
alß wie daß ich [Euch] allezeit von hertzen lieb behalte.