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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 19 Mertz 1705.
Hertzliebe Louise, die posten gehen doller, alß nie. Gestern
habe ich Ewern lieben brieff von 3 erst entpfangen, nachdem ich
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schon auff daß vom 6 vergangen sontag geantwortet habe; aber
weillen es nicht zu endern stehet, will ich weytter nichts davon
sagen. Seydt versichert, liebe Louise, daß, wen es mir möglich sein
wirdt, werde ich allezeit fleißig auff Ewere schreiben andtwortten!
Amelise brieff habe ich lengst beantwortet. Ich werde Eüch aber
heütte nicht lang entreteniren können; den es ist schon 2 tag, daß
ich die cammer halte, habe einen abscheülichen husten, schlaffe
keine 2 stundt deß nachts, huste abscheülich; daß wirdt aber woll
baldt wider vergehen. Gott erhalte unß nur unßere liebe
churfürstin undt gebe I. L. wider trost! Alles, waß Ihr auff den trost sagt,
so man alß Christen nehmen solle, ist gar woll gerett, aber schwer
zu praticiren. Mich verlangt unerhört, zu vernehmen, wie es mitt
der trawerigen ceremonie, so den 9ten hatt geschehen sollen, wirdt
abgeloffen sein; aber gott weiß, wen man mir dieße brieffe wirdt
zukommen laßen; den es ist ein ellendt, wie man mich mitt der
post zercht. Ich wolte gern mehr schreiben, aber mein husten plagt
mich so erschrecklich, daß ich vor dißmahl ohnmöglich mehr sagen
kan, alß wie daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte. Wen
ich wider beßer sein werde, will ich mehr schreiben. Amelise
ambrassirt von meinetwegen!