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Brief vom 2. April 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


239.


[384]

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 2 April 1705.
Hertzliebe Amelise, vergangen sambstag habe ich Ewer schreiben vom 13 Mertz zu recht entpfangen, aber gleich sontags nicht drauff geantwortet auß eben den ursachen, so ich Eüch vor 8 tagen gemelt. Nun muß ich auch in gar großer eyll schreiben; den es ist schon 6 geschlagen, umb halb 9 muß ich zur mussiq undt in dieß anderhalb stunden muß ich ohne dießem noch 4 zimblich große brieffe schreiben. Von der s. königin will ich nichts mehr sagen undt sie in ihrer ewigen ruhe laßen. Gott wolle ma tant trost verschaffen! Die historie, so Ihr mir von dem astrologue verzehlt, ist woll wunderlich, aber nicht ohne exempel. Ich sage alß, es seye woll eine ohnnohtige sach, daß oroscope zu stellen laßen; den ist unßer verhengnuß so, daß mans nicht endern kan, so ist es ohnnöhtig zu wißen; den man kan kein unglück endtgehen. Ist aber ein oroscope falsch, so ist es die groste laperey von der welt, also allezeit zu nichts nutz. Diß ist nur gutt, ohne glauben sich damitt wie ein spiel zu amussiren; den es divertirt recht, wen man die naß drin steckt. Wir haben unßern hirsch gefangen, aber weder die jagt noch daß wetter war schön. Adieu, liebe Amelise! Seydt versichert, daß ich Eüch allezeit lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. April 1705 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 384–385
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0239.html
Änderungsstand:
Tintenfass