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A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 2 April 1705.
Hertzliebe Amelise, vergangen sambstag habe ich Ewer
schreiben vom 13 Mertz zu recht entpfangen, aber gleich sontags nicht
drauff geantwortet auß eben den ursachen, so ich Eüch vor 8
tagen gemelt. Nun muß ich auch in gar großer eyll schreiben; den
es ist schon 6 geschlagen, umb halb 9 muß ich zur mussiq undt in
dieß anderhalb stunden muß ich ohne dießem noch 4 zimblich große
brieffe schreiben. Von der s. königin will ich nichts mehr sagen
undt sie in ihrer ewigen ruhe laßen. Gott wolle ma tant trost
verschaffen! Die historie, so Ihr mir von dem astrologue verzehlt, ist
woll wunderlich, aber nicht ohne exempel. Ich sage alß, es seye
woll eine ohnnohtige sach, daß oroscope zu stellen laßen; den ist
unßer verhengnuß so, daß mans nicht endern kan, so ist es
ohnnöhtig zu wißen; den man kan kein unglück endtgehen. Ist aber
ein oroscope falsch, so ist es die groste laperey von der welt, also
allezeit zu nichts nutz. Diß ist nur gutt, ohne glauben sich damitt
wie ein spiel zu amussiren; den es divertirt recht, wen man die
naß drin steckt. Wir haben unßern hirsch gefangen, aber weder
die jagt noch daß wetter war schön. Adieu, liebe Amelise! Seydt
versichert, daß ich Eüch allezeit lieb behalte!
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