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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 16 April 1705.
Hertzliebe Louise, vergangen sontag, alß ich Ewer schreiben
von 3 dießes mont entpfangen, habe ich woll nicht gedacht, daß
ich es hir beantwortten würde; den wir solten erst zu künfftigen
mitwog herkommen. Waß unß aber vergangen dinstag hergeführt
hatt, ist der unerwarte todt von dem kleinen duc de Bretagne,
welchen, unter unß gerett, die herrn docktoren, wie ich allezeit
glaube, umbs leben gebracht haben. Er hatte nur den husten undt
zahnwehe; montags stießen ihm die gicht dabey ahn, da gaben sie
ihm gleich 2 prissen emetique umb 11, umb 1 ließ man ihm zur
ader undt umb 3 viertel auff 7 starb daß arme kindt, welches
überal eine große betrübtnuß verursachet. Umb die trawerige
gedancken zu vertreiben, jagt man braff hir. Heütte haben wir 2
hirsch gefangen mitt deß königs hunden, morgen jagen mir mit
monsieur le comte seine undt übermorgen mitt deß duc du Maine
seine, montag wider mitt deß königs hunden. Es ist aber auch
einmahl zeit, daß ich auff Ewer schreiben komme, liebe Louisse! Pfui,
Louise, waß seindt daß vor façon, daß Ihr mir nicht mehr so
fleißig schreiben wolt, weillen ich mitt eygener handt andtwort! Mein
secretarius kan weder Teütsch leßen noch schreiben, aber gesetzt,
er konte es, meint Ihr, liebe Louisse, daß ich mich seiner handt
vor Eüch oder Ewere schwester gebrauchen wolte? Daß wer schön.
Nein, liebe Louisse, die leütte, so ich lieb habe, denen schreibe
ich nie durch secretarie handt. Es ist ein gutt zeichen, wen ich
nichts von meiner gesundtheit sage; den daß bedeüt, daß sie
perfect ist; den wen ich kranck bin, sage ichs denen, so sich vor
mich interessiren. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir thut, dancke
ich Eüch von hertzen. Gott seye danck, daß unßer hertzliebe
churfürstin wider woll ist, undt erhalte sie unß noch lange jahre undt
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gebe I. L. wider waß, so dero hertz erfrewen mag! Were der mahler
gutt gewest, hette ich gebetten, mir auch ein contrefait [zu machen];
weillen er aber nicht gutt ist, habe ich geschwigen. Der printz de
Maubeck hatt nur die angst undt aparentz von den kinderblattern
gehabt, ist wider gantz frisch undt gesundt. Die schleünige tödt
seindt nicht allein hir a la mode, sondern auch in Spanien; den
die königin schreibt mir, man höre von nichts anderst zu Madrit.
Monsieur Schleünitz fraw habe ich nie gesehen, aber ihn offt. Mich
deücht, er sahe nicht so unglücklich auß, alß sein endt geweßen; seine
historie ist abscheülich. Wer ich so nahe, alß der bischoff von
Osnabrück, würde man mich offter zu Hannover sehen. So alt ich
auch bin, hette ich ma tante hoffmeisteriren noch hoch von nöhten.
Ich kan nicht leyden, daß unßer Teütschlandt so in übel geendert
ist. Ein herr müste woll desraisonabel sein, wen er übel fünde,
daß reichsgräffinen nicht hinter adliche gehen wollen. Wo
landtgraff Carl auch stecken mag, da wirdt nichts gescheydts sein. Er
ist warlich recht närisch; ob er zwar mein naher vetter ist, kan
ich es nicht leügnen. Hiemitt, liebe Louisse, ist Ewer brieff vollig
beantwort; bleibt mir nichts mehr überig, alß nur, Eüch zu bitten,
Amelise zu ambrassiren undt persuadirt zu sein, daß ich Eüch
allezeit lieb behalte.