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Brief vom 25. April 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


244.


[391]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Marly den 25 April 1705.
Hertzallerliebe Amelisse, alleweill habe ich Louisse geantwortet, nun will ich Eüch auch entreteniren. Ich mögte wißen, welch liedt man in der lutherischen kirch gesungen, wie Ihr nein seydt gangen. Ich weiß nicht, ob ma tante Eüch gesagt, daß mein sohn gefunden, daß die melodey Von gott will ich nicht laßen ein entrée von balet geweßen ist, von Charle 7 ist. Es ist lenger, alß 4 jahr, daß ich nicht mehr zu pferdt jage, sondern fahre, wie der könig, in kleinen caleschen mitt 4 pferdten, die gar geschwindt renen; man sicht oder hört die jagt immer; es schudelt daß miltz braff. Ich habe keine fasten gehalten; den ich kan es ohnmöglich außstehen. Hir seindt pfaffen nicht so gehertzt, den teüffel zu den damen zu schicken; die damen seindt zu sehr gedeniessirt hir undt wenige fürchten den teüffel. Man kont von dem dragoner mitt recht sagen, daß man einen armen teüffel arestirt hatte; den pfaffen solte mans vor die schönne invention schencken. Ich bin fro, daß ma tante nach Zel geht; den daß reißen bekompt I. L. woll, werden auch mehr verenderung dort haben, alß in dem jetzt trawerigen Hannover. Es ist etwaß rares, daß pirlen wider kompt, aber zeichen von einem großen alter, welches gott der almachtige bey ma tante wolle wahr machen. Adieu! Ich muß mich erkundigen, wie es mitt unßerm könig stehet, so daß pottagram ahn bey den füßen hatt; will Eüch doch versichern, liebe Amelisse, daß ich Eüch von hertzen lieb habe undt allezeit behaltten werde.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 25. April 1705 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 391
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0244.html
Änderungsstand:
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