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Brief vom 11. Juni 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


251.


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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 11 Juni 1705.
Hertzliebe Louisse, es war mir vergangen sontag ohnmöglich, auff Ewern lieben brieff zu antwortten, erstlich weillen ich zu viel zu schreiben hatte, undt darnach auch weillen ich einen abscheülichen husten mitt kopffwehe hatte, welcher nun, gott lob, wider viel beßer ist. Deß monsieur Burnets brieff hatt mich von hertzen lachen machen, er war recht artig. Ja, liebe Louise, legt Ihr Eüch auffs complimentiren, so erwahrt keine andtwort! den complimentiren kan ich durchauß nicht. Ich bin persuadirt, daß Ihr mich lieb habt, Ihr glaubt es auch von mir; waß bedarffs weitter viel umbschweiff? Ich fürchte, ma tante wirdt sich mitt ihrem aderlaßen schwächen; den mich deücht, daß es in I. L. alter gutt ist, sein bludt zu behalten. Gott gebe, daß es woll ablauffen möge! Ich muß lachen, daß der churfürst von Braunsweig lieber allein mitt monsieur Wey fährt, alß mitt seiner fraw mutter. Umb Eüch nicht zu ärgern, will ich nicht sagen, waß ich davon gedencke. Es ist kein wunder, daß bey dem gar kalten wetter (den es frirt alle nacht) der husten sich wider mercken [läßt]. Der meine vergeht, ohne daß ich waß anderst dazu thue, alß nachts waßer drincken undt ein wenig von dem indianische cachou, so mademoiselle de Malauze mir geschickt, unter die zunge lege. Daß warm bier, wovon Ihr sprecht, ist es nicht bederdeel, wie wir alß abendts zu Heydelberg druncken? Ich glaube, daß, wan ein mittel getroffen würde zwischen den alzustarcken serieux von den hannoverschen damen undt daß wilde leben vom lotheringischen hoff, solte es waß gar rechts sein. Ich versichere Eüch, liebe Louisse, daß ich mitt leütte gesprochen, so gar nicht partialisch gegen die Camissaren sein; die haben mir geschworen, daß es etwaß abscheüliches seye, [401] wie die Camisaren mitt den leütten umbgangen sein. Es ist mir verbotten, auff nichts von religionsachen zu raisonniren; nur daß sagen, daß die dem jungen keyßer rahten werden, sich mitt den revoltirten zu vergleichen, werden I. K. M. keinen schlechten dinst thun. Daß sprichwort sagt alß: Es kompt selten ein beßer hernach; aber wen er nur mitt seiner keyßerin woll lebt, werde ich schon von ihm zufrieden sein. Meine protextion, liebe Louisse, ist eine schlegte sach; aber seydt versichert, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalten werde!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. Juni 1705 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 400–401
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0251.html
Änderungsstand:
Tintenfass