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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 20 September 1705.
Hertzliebe Louisse, gestern habe ich Ewern lieben brieff vom
8 zu recht erhalten; bin fro, darauß zu sehen, daß unßer commerse
so richtig geht. Waß mich doch ahn deß churprintzen heüraht
frewet, ist, daß, ob woll ma tante mehr ahn ihr unglück gedenckt,
so habe sie doch auch freüde dabey. Ihr hettet mir keinen
verdruß gethan, liebe Louisse, wen Ihr mir auch eine relation vom
beylager geschrieben hettet; den Ihr seydt gar exact in Ewern
beschreibung, undt bin gewiß, daß Ihr mir circonstantien würdet
bericht haben, so ma tante nicht gesagt hatt. Daß bundt gehen hatt
ma tante doch ein wenig verenderung geben, gott lob! Es were gar
zu trawerig, ein schwartze hochzeit zu halten; daß hette unglück
bracht. Ich bin fro, daß die churprintzes Eüch lieb hatt. Ich halte
es vor ein verlust, daß man Eüch, liebe Louise, verhindert hatt,
mir mehr zu schreiben. Ewer brieff ist beantwort undt ich muß in
kirch; ambrassire Eüch also nur von hertzen undt versichere, daß
ich Eüch recht lieb behalte.