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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 14 Februari 1706.
Hertzlieb Amelise, ob ich zwar heütte gar viel zu schreiben
habe, so kan ich doch noch woll auf Ewern brieff vom 2 Februar,
so ich gestern entpfangen, antworten; den er ist gar kurtz. Mein
fuß ist noch einmahl wider umbgeschlagen undt übel worden;
seyder ich aber hir bin, wirdt es täglich beßer; glaube, daß ich baldt
gar keine remedien (mittel wolte ich sagen) werde von nöhten
haben. Ich kene den margraffen von Ahnspach woll. Es ist daß
beste kindt von der weldt; ich habe ihn auch lieb. Ich bin
verwundert, daß man nicht mehr hofflich zu Hannover ist; den zu
oncle undt hertzog Gorg Wilhelms zeitten war man es sehr; man
kan in der weldt nicht hofflicher sein, alß die zwey herrn wahren.
Meine vettern werden sich gar nicht beliebt machen, wen sie ihres
herrn vattern undt onclen s. exempel nicht folgen. Ma tante kame
mir nicht so lustig in ihrem letztem schreiben vor alß ordinarie;
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daß ist mir leydt. Ich fürcht, daß die erinerung, so ihr die
redoutte von der s. königin, ihrer fraw dochter, gibt, sie innerlich
quelt. Ich bin schir fro, daß die faßnacht verbey geht, deßwegen.
Adieu, liebe Amelise! Seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen
lieb behalte!