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Brief vom 31. März 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


304.


[453]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 31 Mertz 1706.
Hertzliebe Amelise, ich muß heütte abendt auff Ewern lieben brieff andtwortten; morgen kan ich ohnmoglich, wir müßen zu lang in der kirch sein. Waß die comedien ahnbelangt, so spilt man sie bey hoff undt zu Paris biß in der wochen vor der heylligen; alß zum exempel vor 8 tagen haben alle comedien undt spectacle auffgehört, fangen zu Paris den montag nach Quasimodo wider ahn, aber bey hoff erst zu Fontainebleau im herbst. Seyder ich so gar dick geworden, sehe ich lieber comedien, alß daß ich spatziren gehe; wen man so schwer undt alt wirdt, wirdt man faull. Ich wünsche, daß hertzog Anthon Ulrich sich woll genung befinden mag, umb nach Hannover zu kommen können, undt daß ma tante mitt gesundtheit nach Wolffenbüdel wirdt. Mich deücht, daß die starcken husten weniger dauern, alß die kleine; die experientz habe ich bey mir selber. Ihr segt durch meine 2 brieff, daß ich fleißig andtworte. Mein husten ist lengst weg; mein fuß wirdt beßer, seyder ich mehr gehe. Ich halte die fasten nicht, ich kan die fisch nicht vertragen. Wer sonst mortification haben will, kan genung hir finden, ohne sie zu suchen. Ich admire Ewere forsichtigkeit undt prüdentz; den es ist leichter, gar zu schweygen, alß vorsichtig zu sprechen. Hirmitt ist Ewer schreiben beantwortet. Adieu, liebe Amelise! Seydt versichert, daß ich Eüch lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 31. März 1706 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 453
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0304.html
Änderungsstand:
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