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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 20 May 1706.
Hertzlieb Amelisse, es were woll ohnnohtig zu schreiben, wen
kein post geht. Ich müste den kopff kurtz aufgesetzt haben, wen
ich böß solte werden, wen man eine post ist, ohne mir zu
schreiben. Ihr wolt, wie ich sehe, liebe Amelisse, den himmel durch
demuht gewinnen, daß Ihr Eüch eine nichtswürtige scheldt. Der
landtgraff jammert mich, so untrostbar über seine gemahlin zu sein;
daß ist etwaß rars. Ist es möglich, daß Ihr glaubt, daß unßer
junger könig in Engellandt ein falsch kindt undt nicht der königin
sohn ist? Da wolt ich woll mein kopff zu pfandt vor setzen, daß er
daß rechte kindt ist. Erstlich so gleicht er seiner fraw mutter,
der königin, wie zwey tropffen waßer; zum andern so ist eine
dame bey seiner geburt geweßen, die der königin gar nicht gutt
ist, aber umb der bloßen warheit hatt sie mir verzehlt, daß sie
expresse da geweßen, umb alles woll in acht zu nehmen, hatt daß
kindt ahn der nabelschnur gehefft gesehen undt kan nicht
zweyfflen, daß es nicht der königin sohn ist. Die Engländer gehen doll
genung mitt ihre könige umb, umb nicht frembt zu nehmen sollen,
daß man kein empressement genung hatt, ihr könig zu werden.
Ma tante hatt groß recht, zu glauben, daß diß kindt der rechte
erb ist. Es were eben so ein groß übel, einen rechtmäßigen erben
vor ein vertauscht kindt zu halten wollen auß partialitet, alß wen
man ein kindt vertauscht hette; den eines undt anders übel
bestehet nur in der ungerechtigkeit, die geschicht. Pfaffen seindt
leütte wie andere menschen; worunter viel gutte undt viel boße
sein. Wen der keyßer die keyßerin recht lieb hette, wirdt er
schon hütten, daß I. K. M. nichts übels geschicht. Niemandts kan
beßer wißen, obs war ist, daß die frantzosche hebame die keyßerin
die mutter versehret hatt, alß die keyßerin selber; aber ich habe
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all mein leben sagen hören, daß man mitt einer versehrten mutter
nicht leben kan; sie were all lengst todt, wen daß were. Daß alle
unßere brieff geleßen werden, daß ist gar sicher; aber ein jedes
sagt, waß es denckt. In Lotteringen hatt man auch eine wurst.
Hir ist man zu gravitetisch, es ging nicht ahn. Etwetter hatt
man hir, daß alles drunter undt drüber ohne messure geht, oder
eine steiffe gravitet. Adieu, hertzliebe Amelise! Seydt versichert,
daß ich Eüch allezeit lieb behalte!