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Brief vom 17. Juni 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


315.


[465]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 17 Juni 1706.
Hertzliebe Amelise, ob die pitzschire zwar unversehrt scheinen, so seindt die brieffe nicht desto sicherer; den man kan sie gar woll auff undt wider zu machen; ich weiß die kunst, mein sohn hatt mirs gelehrnt. Ahn allen höffen ist man mißträwisch undt list die brieffe, es seye dan, daß ein expresser sie in eygenen händen überliefert. Alle künsten wißen sie hir auch. Ich habe alle böße bücher undt historien geleßen; nichts ist alberer, den sie stecken leütte zusamen, so ihr leben lang nicht mitt einander gesprochen. Patter Petters buch ist so falsch, daß es gantz ungedultig macht, undt andere mehr, so so übel gemacht, daß man kein eintzig augenblick muß bey dießem hoff gewest sein, daß man nicht gleich sicht, daß kein eintzig wordt war dran sein kan. Hir im landt können solche bücher gar nicht schaden; den man sicht gleich, daß es jemandts geschrieben, so keine seele hir kent. Ma tante hatt mir woll geschrieben, daß der könig in Preüssen nach Hannover mitt seinem cronprintz kommen werde, aber kein wordt vom heüraht; so habe ich auch gethan, alß wen ich nichts davon wüste. Ich hoffe, liebe Amelisse, Ihr werdet mir ferner berichten, wie es abgehen, wen der könig in Preussen dort sein wirdt. Mylord Halifax ceremoniel wirdt I. L. dem churfürsten nicht gefahlen; den daß wirdt kosten. Hirmitt ist Ewer liebes schreiben beantwortet, undt weillen ich dießen abendt noch zwey, ja gar 3 zu schreiben habe, kan ich vor dießmahl nichts mehr sagen, alß das ich Eüch, liebe Amelise, allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. Juni 1706 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 465
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0315.html
Änderungsstand:
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