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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 17 Juni 1706.
Hertzliebe Amelise, ob die pitzschire zwar unversehrt scheinen,
so seindt die brieffe nicht desto sicherer; den man kan sie gar
woll auff undt wider zu machen; ich weiß die kunst, mein sohn hatt
mirs gelehrnt. Ahn allen höffen ist man mißträwisch undt list die
brieffe, es seye dan, daß ein expresser sie in eygenen händen
überliefert. Alle künsten wißen sie hir auch. Ich habe alle böße
bücher undt historien geleßen; nichts ist alberer, den sie stecken
leütte zusamen, so ihr leben lang nicht mitt einander gesprochen.
Patter Petters buch ist so falsch, daß es gantz ungedultig macht,
undt andere mehr, so so übel gemacht, daß man kein eintzig
augenblick muß bey dießem hoff gewest sein, daß man nicht gleich
sicht, daß kein eintzig wordt war dran sein kan. Hir im landt
können solche bücher gar nicht schaden; den man sicht gleich, daß
es jemandts geschrieben, so keine seele hir kent. Ma tante hatt
mir woll geschrieben, daß der könig in Preüssen nach Hannover
mitt seinem cronprintz kommen werde, aber kein wordt vom
heüraht; so habe ich auch gethan, alß wen ich nichts davon wüste.
Ich hoffe, liebe Amelisse, Ihr werdet mir ferner berichten, wie es
abgehen, wen der könig in Preussen dort sein wirdt. Mylord
Halifax ceremoniel wirdt I. L. dem churfürsten nicht gefahlen; den
daß wirdt kosten. Hirmitt ist Ewer liebes schreiben beantwortet,
undt weillen ich dießen abendt noch zwey, ja gar 3 zu schreiben
habe, kan ich vor dießmahl nichts mehr sagen, alß das ich Eüch,
liebe Amelise, allezeit von hertzen lieb behalte.