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Brief vom 24. Juni 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


317.


[466]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Paris.[1]

Marly den 24 Juni 1706.
Hertzliebe Louisse, eines von den schreibtäffelger habe ich zu recht entpfangen, dancke sehr davor; sie kommen mir gar woll zu paß. Es wundert mich, daß Ihr Eüch papa s. tabletten nicht mehr [467] erinert, die allezeit auff der hohen taffel lagen, wo I. G. s. auffschrieben, gantz stehent. Wen ichs im sack tragen wolte, würde ich es so zu recht machen laßen, wie jene; aber in den schräncken ist es nicht nöhtig. Mein ruhiges leben wirdt nun baldt in großen sorgen verwandelt werden; den mein sohn geht über 8 tagen nach Ittallien, alwo er die armée comandiren wirdt. Monsieur de Vandosme wirdt die Flanderische comandiren unter Churbayern, mein sohn wirdt den marechal de Villars unter sich haben. I. L. der churfürst muß sparsam sein undt die unkosten scheüen, daß er nichts lustigs ahnstehlt wegen der victorie, so man Ewerer seydt erhalten. Wie kompts, daß man die ceremonie von englischen ordre auff zwey unterschiedliche tage hält? Es konte ja woll in einem geschehen. Ma tante hatt mir den mylord Halifax auch über die maßen gelobt. Ich bin fro, daß mein gruß dem elsten herrn von Degenfelt nicht unahngenehm geweßen. Es ist heütte so eine abscheüliche hitze, daß einer schmeltzen mögt; es ist mir so heiß, daß ich im wehrenden schreiben entschlaffen bin. Ich glaub, es wirdt ein wetter kommen. Adieu, liebe Louisse! Ich muß bey dießem wetter noch 4 brieff schreiben, kan Eüch also vor dießmahl nichts mehr sagen, hertzliebe Louise, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. Juni 1706 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 466–467
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0317.html
Änderungsstand:
Tintenfass