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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.
Versaille den 30 September 1706.
Hertzliebe Louisse, wie Ihr mir Amellisse bein beschreibt,
mögte es woll ein wenig potagram sein. Solte es aber die rose
sein, muß ich Eüch sagen, daß monsieur de Polier meine geweßene
hoffmeisterin von dießer kranckheit courirt mitt nichts, alß ihr viel
gläßer waßer zu drincken geben. Sagt ihr doch, daß mir ihr
kranckheit leydt ist! Ich wolte, daß ich auch bey der gutten
geselschafft hette sein können, so Amelisse besucht. Meinem armen
sohn hette die belagerung von Turin undt deßen entsatz schir daß
leben gekost, ist abscheulich verwundt, doch hofft man, daß er
seyder dem 24sten außer gefahr ist; wirdt aber zwey finger lahm
bekommen. Diß alleß macht mich woll nach dem frieden seüfftzen.
Ich bin 3 tag so unruhig undt in sorgen geweßen, daß ich glaube,
ich were von sinnen kommen, wens lenger gewehrt hette. Ich habe
schon 5 große brieff geschrieben undt werde noch 3 schreiben;
kan derowegen nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch vor alle gutte
wünsche sehr verobligirt bin undt Eüch von hertzen lieb habe.