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Brief vom 14. Oktober 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


333.


[481]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Paris[1]

Versaille den 14 October 1706 umb 9 abendts.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe dießen nachmittag Ewern lieben brieff vom 5 zu recht entpfangen. In dießem augenblick bekomme ich auch brieff von meinem sohn, von seinem docktor, balbirer undt geweßenen precepter. Er ist, gott seye ewig danck, so woll, daß er kein pflaster mehr in der seytten tregt, undt seine finger ahn der bößen handt fengt er wider ahn zu rühren, ist in volkommener gesundtheit, ist woll, schlefft woll undt geht alle tag 2 stundt spatziren. Ich finde, daß er nur gar zu woll ist; den so baldt er wider wirdt reytten können, wirdt er wider zur armée undt zu felt gehen. Gott weiß, waß ihm weitter begegenen wirdt. Daß setzt kein gutt geblütt bey mir. Ich weiß woll, daß man ihn schon [482] überall todt gesagt; zu Paris ging daß verfluchte geschrey auch; ich erfuhrs, wie ich schon brieff hatte, hatt mich also nicht erschreckt. Ich bin Eüch undt Amelisse recht verobligirt, meinen sohn beweint zu haben. Mein sohn hatt nichts von seinem esquipage verlohren; ob er bar gelt verlohren, weiß ich nicht. Daß der könig viel gelt verlohren, ist gewiß. Mein sohn thut die gantze campagne auff seinen kosten, niemandt gibt ihm keinen heller dazu. Freüllen Pelnitz wirdt sie ihre charge widerbekommen undt bey der cronprintzessin sein? kompt deßwegen vielleicht nach Hannover? Ich kene mylord Raby; aber wie ich hir von ihm gehört, so wirdt er sich woll seiner metres untreü mitt dem ersten pagen, den er hübsch finden wirdt, trösten. Adieu, hertzliebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. Oktober 1706 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 481–482
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0333.html
Änderungsstand:
Tintenfass