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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 2 December 1706.
Hertzliebe Amelisse, vergangen montag habe ich Ewern lieben
brieff vom 16 Novembris zu recht entpfangen, dancke Eüch sehr
vor die relation vom beylager. Von hir kan ich Eüch nichts
schonner; man hört von nichts, alß kinderblattern undt fleckfieber,
welches gar nichts artiges ist. Ich finde possirlich, daß sich die statt-
undt hoffdamen so gestoßen haben. Die daß freüllen Schullenburg
so hart gestoßen, muß sich nicht pickiren, politique zu sein. Solche
art von predigen, wie man bey solchen occassionen macht, kommen
schir allezeit alber hervor. Es hatt mich gefrewet, zu sehen, daß
man noch nach alten teütschen brauch mitt fackeln gedantzt hatt.
Ich wünsche Eüch glück dazu, liebe Amelisse, die cron bekommen
zu haben. Ma tante hatt mir zwar auch eine relation geschrieben,
aber gar in einem kurtzen begrieff. Adieu, hertzliebe Amelisse!
Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch recht lieb.