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Brief vom 6. April 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


355.


[014]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 6 April 1707.
Hertzliebe Louisse, wie ich eben von der promenade kommen, [015] habe ich ma tante paquet undt Ewern lieben brieff vom 29 Mertz zu recht erhalten. Nun ich weiß, daß es, umb ceremonien zu verhütten, geschehen, daß man so gantz masquirt zu Hannover ahnkommen, finde ich die invention artig. Mich deücht, wen die operaen neü sein, divertiren sie. Ich bin woll Ewerer meinung, daß eine kleine compagnie, so einem gefelt, ahngenehmer ist, alß ein großer schwarm; aber umb es ahngenehmer zu finden, muß man etlich mahl im schwarm sein. Generahl Schullenberg[1][2] erinere ich mich gar woll. Ehe er nach Turin ging, war er etlich zeit hir; halte ihn vor einen gutten ehrlichen man. Es mag woll sein, daß ich ihm geschrieben habe, ich erinere es mich aber nicht mehr. Er hatt aber offt genung von meiner schriefft bey der hertzogin von Savoyen gesehen, umb meine handt woll zu kenen. Der junge herr von Degenfelt, [von dem] Ihr sprecht, ist er herr Max oder herr Christoffs sohn? Die fraw von Degenfelt, wie Ihr es sagt, liebe Louisse, ist ja verschwägert, weillen ihr bruder deß Schullenburgs schwester geheüraht. Ich glaube, er were woll zufrieden, nur diße schwägerschafft zu haben. Man [hat] mühe diß jahr, deß hüsten quit zu [werden]; ich huste auch noch. Daß geraß ist ma tante nicht ungesundt; sie seindts gewohnt undt daß hindert, ahn trawerige sachen zu gedencken, wo freüllen Pelnitz nur zu viel ahn erinert. Wen Ihr daß contrefait, so ma tante Eüch geben, durch eine loupe oder brenglaß besecht, so werdet Ihr finden, daß es eben ist alß wie ma tante contrefait. Ich habe es auch gegen dem mahler bestritten; allein er sagt, daß, wen der mundt mehr marquirt were, würde es zu starck sein; in der that, durch ein glaß kompt es recht. Adieu, hertzliebe Louisse! Ewer brieff ist durchauß beantwortet undt ich weiß nichts neües. Mein armer sohn ist vergangen sambstag nach Spanien.. Den werde ich aufs allerbaldtste erst zu endt diß jahrs wider sehen. Daß ligt mir ein wenig schwer auffm hertzen, kan also nichts mehr sagen, hertzliebe Louise, alß daß ich Eüch allezeit lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. April 1707 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 14–15
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0355.html
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