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Brief vom 28. April 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


359.


[019]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 28 April 1707.
Hertzliebe Louise, ich habe recht mitt freüden auß ma tante gnädigs schreiben vom 19 dießes monts, so ich heütte entpfangen, ersehen, daß Ihr außer gefahr seydt; den ich war recht von hertzen in sorgen vor Eüch, habt mich ein par nacht ahm schlaff verhindert. Gott sey danck, daß es woll abgeloffen! Ich kene dieß verfluchte kranckheit woll, habe sie zwey mahl gehabt; daß letzte mahl hatte ich ein fleckfieber dabey undt hatte über den gantzen leib, auch ihm gesicht, alß wen man mir halbe pflaumen auffgesetzt hette, von der selber. Man heist es auff Frantzösch le pourpre. Ich dachte auch, zu sterben. Daß meledie-Kendt-pulver hatt mich erett undt alles vom hertzen getrieben. Alle meine hautt von kopff zu füßen schollte[1] mitt ein solches jucken, daß ich weder nacht noch tag ruhe hatt; es wehrte nur 2 mahl 24 stundt. Wünsche von hertzen, daß alles übel möge außgeschlagen sein undt Ihr hinfüro lange jahre mitt gesundtheit undt vergnügen erleben möget. Chasteauneuff[2] hatt [020] mir vergangen die operaen undt medaillen bracht, wofor ich Eüch sehr dancke. Aber Ihr hettet mir durch dieße gutte gelegenheit auch alle die schicken sollen, so gegen Franckreich gemacht; den daß folgt die historie undt ich habe schir alle die schlimbsten schon, so zu könig Wilhelm von Englandt zeitten gemacht worden[3]; daß nimbt man hir nicht übel, der könig undt seine minister haben sie selber; also hettet Ihr kein façon davon machen sollen. Könt Ihr wider bekommen, so schickt mir sie durch die erste gelegenheit! Chasteauneuff spricht woll, habe ihn aber nicht lang entreteniren können; den er war bey meinem ahnziehen undt toillette, wo alß viel leütte kommen. Chasteauneuff wirdt Eüch die bezahlung bringen. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte! undt muß noch einmahl sagen, daß ich von hertzen fro bin, daß Ihr außer gefahr seydt. Gott behütte Eüch ferner!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. April 1707 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 19–20
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0359.html
Änderungsstand:
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