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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.
Marly den 25 Augusti 1707.
Hertzliebe Louisse, in den heyßen tagen habe ich morgendts
umb 4 geschrieben in der kühle. Ich weiß woll, daß ma tante nicht
pretendirt, daß ich so gar lange brieffe schreibe; allein, liebe
Louisse, ich habe I. L. so hertzlich lieb, daß brieff von deroselben
zu entpfangen undt drauff zu andtwortten, meine groste freüde ist,
undt wen ich schreibe, meine ich, ich rede mitt ma tante; drumb
mache ich meine brieffe so groß, daß gibt mir mehr freüde, alß
mühe. Weillen die weiße schildtcrotte mitt golt etwaß neües, habe
ich es ma tante geschickt; bin recht fro, daß es I. L. gefallen hatt.
Nach kleyder frag ich nichts, ein manteau könte mich nicht frewen,
kan aber leicht gedencken, wie es Eüch frewen muß, I. L. einige
freüde zu machen. Ich bin recht fro, daß der chronprintz von
Preüssen nicht ahn seiner hitzigen kranckheit gestorben; den daß
würde ma tante sehr betrübt haben undt ich wünsche I. L. lautter
vergnügen. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich habe heütte schon gar
viel geschrieben, habe heütte noch viel zu schreiben; drumb kan
ich Eüch vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von
hertzen lieb behalte.