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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 24 November 1707.
Hertzliebe Louise, ob ich zwar fro bin geweßen, wider von
Ewerer schriefft zu sehen, so bin ich doch bang nun, daß, weillen
man Eüch daß schreiben verbotten hatte, daß es Eüch schaden
möge, liebe Louise, welches mir woll von hertzen leydt sein solte.
Waß ich Eüch geschickt, meritirt woll keine dancksagung; den
dießen dinst hette ich woll ein frembtes mensch gethan, will
geschweygen dan Eüch, liebe Louisse, die mir so nahe seydt undt die
ich recht lieb habe. Ich würde es mir selbsten mein leben nicht
verziehen haben, wen ich waß guts gewust hette, Eüch zu couriren,
undt Eüch solches nicht geschickt hette. Also, liebe Louise, seydt
content, daß Eüch, waß ich geschickt, woll bekommen! Daß ist die
gröste dancksagung, so Ihr mir hettet schicken können. Seydt auch
in keinen sorgen, waß Ihr Gendron geben solt! Ich will schon mitt
ihm zu recht kommen, den ich brauch ihn auch. Last mich nur
machen! Morgen gehe ich nach Paris. Ich will ihn hollen laßen
undt noch ein par gläßger von essentz abfordern undt Eüch schicken,
so baldt mir immer möglich sein kan. Aber wen Ihr weg sein
werdet, ahn wen solle ich es den schicken? Den nach dem, so Ihr mir
da schreibt, werdet Ihr zukünfftigen mitwog auffbrechen, umb nach
Heydelberg zu reißen. Ich bitte, schreibt mir, wie Ihr Heydelberg
gefunden undt ob Ihr Manheim sehen werdet, wie daß alles nun
ist! Da kommt die duchesse d’Albe, ich muß aufhören. Adieu,
liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch allezeit von hertzen
lieb behalte!