[054]
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Fontainebleau den 7 October 1708.
Hertzliebe Louisse, ich dancke Eüch sehr, mein compliment so
woll ahn I. L. dem churfürst und hertzog Ernst August abgelegt
zu haben. Ma tante hatt mir geschrieben, wie trawerig es zu Zel
abgangen ist, welches woll nicht anderst hatt sein können. Waß
ist aber nun die hertzogin in ihrer betrübtnuß? ist sie reformirt
oder catholisch? Ein jedes, so jemandts verliehrt, so ihm lieb ist,
nimbt es nach humor. Es ist mir leydt, daß ich Eüch nicht
gebetten habe, mein compliment ahn den margraffen von Anspach zu
[055]
machen; den ich halt viel von I. L., er ist ein recht gutt kindt.
Wen Ihr gelegenheit findt, ihn vor sein ahndencken ahn mich zu
dancken können, werdt Ihr mir einen gefahlen thun, liebe Louisse!
Ich habe von hertzen gelacht über waß Ihr mir verzehlt, so
Amelisse bey den religuien widerfahren. Baron Eck erinere ich mich
noch gar woll. War er es nicht, so in Börstel verliebt war undt
weßwegen sie von kam? Aber seyder wan seindt sie graffen? Ich
habe hir niemandts bey Carlutz gesehen, alß Coppestein; den
Herbenstein
[1] kene ich nicht, war nicht zu meiner zeit bey hoff. Es
wirdt spat; wir gehen baldt in die commedie, kan also in eyll
nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb
behalte, liebe Louise!