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Brief vom 9. März 1709

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


411.


[084]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Heydelberg.

Versaille den 9 Mars 1709.
Hertzliebe Louisse, ich komme eben von St Germain undt [085] entpfange Ewer liebes schreiben, habe gleich nach daß pitschafft gesehen undt es ohne schrecken geleßen, wie ich gesehen, daß es roht war; den die warheit zu bekommen,[1] so war mir bludtsbang vor Amelise, nachdem ich in Ewerm letzten gesehen, daß sie so gar übel geweßen. Ich habe daß weinen nicht halten können, wie ich Ewern abschiedt geleßen; hatt mich recht von hertzen touchirt. Gott seye lob undt danck, liebe Louisse, daß Amelise außer gefahr nun ist, undt wolle Eüch beyde lange jahren bey gesundtheit und vergnügen erhalten! Ich bitte, sagt ahn Amelisse, daß ich heütte noch nicht ahn sie schreiben will, damitt sie nicht zu früh schreiben mag, aber daß ich von hertzen fro bin, daß sie außer gefahr ist, undt ambrassirt sie von meinetwegen! Es ist alß zeit genung, zu sterben; Amelisse ist zu jung. Bey jungen leütten kommen die krafften baldt wider, insonderheit im frühling, welcher nun baldt. Daß wetter ist nun wider gantz samfft undt gar nicht mehr kalt. Man findt überal matery genung, die charitet zu exerciren. Ich wuste woll, wen der bischoff durch Heydelberg fahren würde mitt seinem herren bruder, printz Frantz; den mein dochter hatte mirs geschrieben. Graf von Nassaw muß ein declarirter favorit von Churpfaltz sein, daß er sich so über seine kranckheit bekümert hatt, so fleißig vor ihm betten zu laßen undt den docktor so sehr zu beschencken, aber daß gemeine geschrey ist nicht vor dießen graffen; den wie ich gehört, so ist es gar ein unwürdiger favorit, undt Churpfaltz thet sich selber mehr ehre ahn, Eüch zu bezahlen, waß I. L. Eüch schuldig sein; den schulden zahlen solte billig allezeit vor die pressenten gehen. Es ist mir lieb, daß Veninger wider woll ist; den den gutten alten bekanten von unßerer zeit wünsche ich alles guts. Augustin kene ich auch, er war page bey dem hertzog von Birckenfelt. Ich glaube nicht, daß Lenor nach Heydelberg wirdt; den wir erwartten sie zukünfftigen mont wider hir. Himitt ist Ewer lieber brieff ortendtlich beantwort. Ich muß zur taffel, kan also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb habe undt behalte. Zukunfftige post ein mehrers.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 9. März 1709 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 84–85
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0411.html
Änderungsstand:
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