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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Heydelberg.
Versaille den 28 Mertz 1709.
Hertzliebe Louisse, ich were schir zum schelmen worden undt
hette mein wordt nicht gehalten, Eüch alle sambstagpost zu
schreiben; den weillen es morgen palmsontag ist, wo wir gar viel in den
kirchen sein müßen undt ich habe einen großen brieff ahn ma
tante zu andtwortten; den hatt ich ahngefangen undt daß hette
mich schir ahn mein wordt fehlen machen, drumb habe ich gleich
die feder genohmen. Dieß post habe ich nichts von Eüch, aber
ich bin doch nicht in sorgen, weillen ich nun weiß, daß Amelisse
wider gesundt undt Ewere augen, liebe Louisse, beßer sein. Dießen
abendt habe ich brieff von mademoiselle de Malauze bekommen;
die schreibt mir, daß Ewer neuveu, der junge duc de Chomberg,
etwaß gethan, so ich recht aprobire, ob es zwar seinen vatter
erzürnt. Er solle von ihm gangen sein undt hatt ihm einen
respecteussen brieff geschrieben, daß er umb verzeyung bätte, daß er ihn
so offt gebetten, ihn endtwetter reißen zu laßen oder im krieg zu
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schicken; er hette nie keines von beyden thun wollen, also hette
er wider seinen willen die parthie müßen nehmen. Alle menschen
aprobiren ihn.
[1] Aber es schlegt zehn, ich muß zum eßen. Adieu!
Ein ander mahl ein mehres. Ambrassirt Amellisse von meintwegen
undt seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte!