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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Heydelberg.
Marly den 3 Augusti 1709.
Hertzliebe Louise, gestern habe ich Ewer schreiben vom 23 Julli
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zu recht erhalten. Die leütte, so ich lieb gehabt, deren endt mögte
ich alß gern wißen, umb noch zu erfahren, wie es ihnen biß ahns
endt geweßen; also würde es mir gar nicht verdrießlich gefallen
sein, wen Ihr mirs würdet verzehlet haben. Die eintzige ursach,
warumb ich fro bin, daß Ihr es nicht gethan habt, ist, daß es Eüch
selber Ewere betrübtnuß würde verneüert haben. Ich hoffe, daß
die feste persuassion, worinen ich Eüch sehe, daß Amelisse s. in
die ewige freüde ist undt woran ich auch gar nicht zweyffele, Eüch
zum trost dinnen wirdt. Daß ich daß schreiben geleßen, so Ewer
frantzösch freüllen ahn Lenor geschrieben, werdet Ihr nunmehr auß
einen von meinen brieffen ersehen; bin woll hertzlich drüber
erschrocken , ob es mich zwar gar nicht surprenirt hatt undt, wie Ihr
mir ihren zustandt beschrieben, nichts änderst hab erwartten
können leyder. Man wirdt nicht gleich kranck von betrübtnuß, man
fühlts nur auff die lenge, aber es ist ein rechter gifft, so nur zu
viel ahn der gesundtheit schadt. Aber es ist woll gewiß, daß Eüch
gott der allmächtige auch in sein reich nehmen wirdt. Ich hoffe
undt wünsche aber, daß es erst über lange jahren geschehen wirdt
undt daß Eüch gott der allmächtige nach dießer abscheülichen
betrübtnuß wider mitt freüden noch in dießem leben ersetzten wirdt.
Ihr spott meiner, zu sagen, daß ich nicht übel nehmen solle, daß
Ihr mir von Ewerem unglück undt betrübtnuß sprecht. Mitt wen
solt Ihr davon reden, alß ahn diejenigen, so Ewere betrübtnuß mitt
Eüch theyllen können? Wolte gott, ich könte waß erdencken, so
Ewern schmertzen erleichtern könte! Aber daß ist allein in gottes
händen, der kan allein zerschlagen undt wider heyllen.
[1] In deßen
handt entpfehle ich Eüch, liebe Louisse, undt versichere Eüch, daß
ich Eüch allezeit lieb behalte.