[118]
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Heydelberg.
Marly den 10 Augusti 1709.
Hertzallerliebe Louise, ich bin in sorgen wegen Ewerer
gesundtheit; den ich habe dieße woch kein schreiben von Eüch
entpfangen, undt solche hertzstöß, wie den, so Ihr außgestanden, konnen
[119]
nicht geschehen, ohne die gesundtheit zu alteriren. Von hir kan
ich Eüch nicht viel neües berichten. Es ist so eine abscheuliche
hitze, daß ich meine kutzschen erst umb 6 bestelt. Man könte
jetzt nicht ohne groß ungemach fahren; den hir in der cammer
schwitzt man, daß man nichts thut, alß daß gesicht abwischen.
Daß macht die methamorphose begreifen von denen, so zu brunen
worden, den alß wie Biblis, Ciane
[1] undt andere mehr. Daß
sterben von leütte von condition undt bekanten hört noch nicht auff.
Gestern abendts hatt der schlag die duchesse de Crequi
[2] gerührt
undt sie ist so übel, daß man nichts mehr hofft. Die duchesse de
Bouillon, so nur zwey heüßer von ihr wondt, hatt gar ein starck
dreytagig fieber. Ich hoffe, liebe Louisse, daß Ihr nun baldt wider
nach Hannover werdet; den reißen dissipiren die trawerige
gedancken, undt allezeit den ort zu sehen, wo, waß man geliebt,
verlohren, erneüert die betrübtnuß. Gott der allmachtige wolle Eüch
trost verleyen! Ich aber werde Eüch allezeit von hertzen lieb
behalten.