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Brief vom 10. August 1709

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


433.


[118]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Heydelberg.

Marly den 10 Augusti 1709.
Hertzallerliebe Louise, ich bin in sorgen wegen Ewerer gesundtheit; den ich habe dieße woch kein schreiben von Eüch entpfangen, undt solche hertzstöß, wie den, so Ihr außgestanden, konnen [119] nicht geschehen, ohne die gesundtheit zu alteriren. Von hir kan ich Eüch nicht viel neües berichten. Es ist so eine abscheuliche hitze, daß ich meine kutzschen erst umb 6 bestelt. Man könte jetzt nicht ohne groß ungemach fahren; den hir in der cammer schwitzt man, daß man nichts thut, alß daß gesicht abwischen. Daß macht die methamorphose begreifen von denen, so zu brunen worden, den alß wie Biblis, Ciane[1] undt andere mehr. Daß sterben von leütte von condition undt bekanten hört noch nicht auff. Gestern abendts hatt der schlag die duchesse de Crequi[2] gerührt undt sie ist so übel, daß man nichts mehr hofft. Die duchesse de Bouillon, so nur zwey heüßer von ihr wondt, hatt gar ein starck dreytagig fieber. Ich hoffe, liebe Louisse, daß Ihr nun baldt wider nach Hannover werdet; den reißen dissipiren die trawerige gedancken, undt allezeit den ort zu sehen, wo, waß man geliebt, verlohren, erneüert die betrübtnuß. Gott der allmachtige wolle Eüch trost verleyen! Ich aber werde Eüch allezeit von hertzen lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. August 1709 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 118–119
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0433.html
Änderungsstand:
Tintenfass