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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 23 Mertz 1710.
Hertzliebe Louisse, ich habe zwar dieße post kein schreiben
von Eüch entpfangen, aber ich schreibe Eüch doch, umb Eüch zu
bitten, mir offter, alß ordinarie, zu schreiben, biß ma tante wider
gantz gesundt ist, den I. L. durchlauf setzt mich in unerhörten
sorgen; mich deücht, er wehrt zu lang. Im fall Ewere augen Eüch
nicht erlauben, selber zu schreiben, so könt Ihr ja eine andere
handt brauchen, biß ma tante wider gesundt sein mag. Gott gebe,
daß Ihr mirs baldt berichten möget! Unterdeßen bin ich in
großern sorgen, alß ich mirs mercken laße. Ahn ma tante werde ich
wenig davon sagen, den ich weiß, daß I. L. es nicht woll leyden
können, daß man sie … Wir haben nun gar nichts neües hir.
Mein sohn ist nach Paris, seine gemahlin wirdt heütte folgen mitt
ihre elste dochter; sie werden die gantze woch zu Paris bleiben,
sich dort zu divertiren. Die Parisser lust ist meine sach nicht,
ich kan nicht 24 stundt in dießer statt sein, ohne kopffwehe zu
haben. Ich werde sie doch dort besuchen, ehe sie wider kommen.
Adieu, liebe Louisse! Schreibt mir eygendtlich, wie es mitt ma
tante ist, undt seydt versichert, daß ich Eüch allezeit von hertzen
lieb behalte!