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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 27 Mertz 1710.
Hertzliebe Louisse, ich glaube, Ihr werdet noch woll dießen
brieff entpfangen können, ehe Ihr nach Wetzlar werdet. Ich habe
woll gleich gefürcht, daß Ewer großer brieff, so ich letzt entpfangen
hatte, Eüch kein gutt zu Ewern blöden augen thun würde. Wen
Ihr noch mehr beaume du Perou von nöhten habt, last michs nur
wißen! so werde ich Eüch mehr schicken. Ich müste närisch sein,
liebe Louisse, wen ich pretendiren solte, daß Ihr mir mitt
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zugeschloßenen augen selber schreiben soltet. Ich habe Eüch ja zu dem
selber gebetten, mir nicht anderst, alß durch eine andere handt, zu
schreiben, im fall Ewere augen noch schlim wehren. Gott seye ewig
lob undt danck, daß ma tante wider woll ist undt woll außsicht!
Ihre kranckheit hatt mich mehr gequehlt, alß ich michs habe
mercken laßen. Von dem schelmen, dem Davous,
[1] will ich nichts mehr
sagen, noch vom tromeschlager, den ich habe noch 4 große brieff
zu schreiben undt es ist schon spät, habe auch schon 25 bogen ahn
unßere liebe churfürstin geschrieben. Ich wünsche, daß Ewere reiße
nach Wetzelar woll undt gesundt undt zu Ewerem vergnügen
abgehen möge. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen, liebe
Louisse, undt verbleibe allezeit vor Eüch, wie Ihr wist, daß ich
bin, den ich habe Eüch von hertzen lieb.