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Brief vom 13. Mai 1710

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


474.


[177]

A mad. la raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Marly den 13 May 1710.
Hertzallerliebe Louisse, heütte morgen habe ich Ewer liebes schreiben vom 3 dießes auß Franckfort zu recht entpfangen undt ist ein tag frischer, alß die, so ich von Hannover entpfange; dancke auch gar sehr vor die schachteln mitt dem nurnbergischen pflaster. Ihr sagt mir aber nicht, waß sie kosten. Verenderung ist woll in allen sachen biß auff diß pflaster; daß war, wo mir recht ist, dunckelbraun, nun ist es rödtlich. Ich erinere mich noch gar woll, daß der ort, wo die meß zu Franckfort ist, der Römer heist. Daß were gar zu arg geweßen, wen Ihr gar nicht hin weret gangen. Ich meinte, die fürstin von Ussingen were ein freüllen von Löwenstein, madame Dangeau schwester. Die fürstin von Hannau ist die [178] nicht eine von Saxsen? Ich begreiffe beßer, alß niemandts, wie man lieber in seinem cabinet auffraumbt, alß in geselschafft ist, aber Ihr seydt noch jung undt ich bin alt, 9, wo nicht 10 jahr alter, alß Ihr, liebe Louisse! Daß macht ein großer unterschiedt. Ich glaube nicht, daß die Frantzoßen so viel sachen gebrendt, alß geplündert haben; den es ist kein interessirter volck in der gantzen weldt. Der frieden hir hatt daß 3tagige fieber; einen tag sagt man, es seye frieden, den andern tag wider, krieg. Die troupen wahren noch nicht versamblet, wie die allierten ahn den linien kommen sein. Die wenig leütte, so dort wahren, haben woll weichen müßen. So lang der printz von Birckenfelt nicht zu felt ist, habe ich vor niemandts sorg, alß vor Harling. Ich sage woll von hertzen amen zu dem gutten wunsch, so Ihr thut, liebe Louisse, daß alles zum besten außschlagen möge. Es ist mir leydt, daß es so gar kurtzen bestandt mitt Ewern augen woll-sein hatt. Ihr sagt nicht, wie Eüch der baume du Perou bekommen undt ob Ihr nicht mehr davon wolt. Wir haben hir wenig neües. Man hört von nichts, alß krancken, überal sein krancken, viel gar schlime ungerische fieber, so gar viel leütte gar geschwindt in jene weldt schicken. Meines sohns gemahlin, so wider gesundt, fuhr gestern in ihr schloßgen, eine halbe meill von Versaillen, so man L’estoille heist, hatt sich gestern dort den fuß verstaucht. Wir hatten hir den englischen hoff, der junge könig kam abschidt nehmen, geht zu feldt. Daß ist alles, waß ich vor dißmahl sagen kan. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt verbleibe biß ahn mein endt mitt derselben freündschafft gegen Eüch, liebe Louisse, wie ich Eüch manchmahl versprochen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Mai 1710 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 177–178
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0474.html
Änderungsstand:
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