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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 14 September 1710.
Hertzliebe Louise, es ist mir heütte etwaß begegnet, so mich
in gar großer eyll auff Ewern lieben brieff wirdt andtworten machen.
Ich bin nach dem eßen entschlaffen undt die hex, die Lenor, die
da bey mir ist, thut mir den gefahlen nicht, mich zu wecken, undt
lest mich von drey biß 5 schlaffen, der kopff ist mir gantz
daußelicht davon. Wie ich sehe, so haben Eüch mein gekritzete zeyllen
geweckt. Von dießem frühstück, liebe Louise, ist man übel
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ernehrt. Glaube undt gutte wercke müßen allezeit [beisammen sein],
weillen die gutte wercke die früchte deß glaubens sein. Der glaube
undt gutte wercke seindt beyde gnade gottes, ohne seine gnade
vermögen wir nichts. Ohne daß vertrawen ahn dem verdinst Christi
kan man nicht seelig werden. Er heist ja Jesus, umb unßer
seeligmacher zu sein; also können wir ja unßer vertrawen auff nichts
setzen, umb seelig zu werden, alß auff unßer erloßer undt
seeligmacher undt sein leyden, sterben undt aufferstehen. Ich glaube
nicht, daß Christen andern glauben haben können. Ihr habt
vielleicht, wie Ihr bier gedruncken, habt Ihr vielleicht nicht im
ahnfang undt ende der mahlzeit ein wenig puren wein gedruncken.
Wen man daß thut, schadt es nie, aber ich glaube doch, daß wein
undt waßer gesunder ist, wen man gutt waßer hatt, aber zu
Hannover ist es nicht zum besten, drumb habe ich bier gedruncken.
Starcke wein kan ich woll vertragen, ich finde es [aber] nicht
ahngenehm. Weillen ich mein leben kein bouillon nehmen kan, noch
sup eßen,
[1] muß ichs woll mitt drincken ersetzen, drinck halb waßer
undt halb wein, von dem Champagner, undt drincke 3 oder 4 mahl,
kan nicht begreiffen, wie unßere liebe churfürstin so wenig drinckt.
Gesotten waßer finde ich zu schwer im magen, würde es nicht
vertragen konnen. Wen ich zu Heydelberg den husten hatte, kochte
man mir ein solche tissane, wie ma tante drinckt; es war aber noch
eine zitronenschal drin, aber ich wurde es gleich müde, konte es
nicht 2 tag drincken. Es ist woll billig, daß alle Engländer, mans-
undt weibspersonen, ma tante auffwartten, so ihr princessin ist.
Weillen die Engländer ma tante kosten, solte die königin Anne
ma tante die pension geben, so sie gehabt, wie sie noch princessin
war, daß were billig. Ewer schreiben mitt dem conte Perte
[2] wirdt
mir zu pas kommen, den ahn so leütten wüste ich sonst nichts zu
sagen. Unßer teütsche fürsten thun woll, sich zu besuchen undt
mitt einander in der Franckforter meß lustig zu machen. Ich bin
schir zu Marly ebenso von der son verbrendt, alß Ihr hertzog Ernst
August beschreibt; den ich habe alle tag auff der terasse vor mein
apartement geschrieben. Ich meinte, alle Eweres schwager affairen
weren verglichen undt außgemacht. Müst Ihr den wider davor
schreiben? Daß ist fatigand. Fürcht Ihr nicht, liebe Louise, die
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herrn pfarer zu lustig zu machen, ihnen caffe undt chocolate zu
geben? Geschicht ihnen ein unglück, werdet Ihr schuldt dran sein.
Wie ich sehe, so schreibt Ihr nicht weniger, alß ich, liebe Louisse!
Da schlegt es neun, ich muß kurtz abbrechen undt nur sagen, daß
ich Eüch von hertzen lieb behalte undt ambrassire.