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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Versaille den 21 September 1710.
Hertzallerliebe Louisse, man helt mir etlich mahl ma tante
gnädige schreiben 2 undt 3 tag auff, jedoch so gehen die brieffe,
so kommen, noch geschwinder, alß die meine nach Hanover; den
ich bekomme sie nur den 10ten tag undt sehe durch waß Ihr mir
schreibt, daß Ihr, lieb Louisse, die meine erst in 12 tagen
überkompt, weillen Ihr mein brieff, liebe Louisse, von 31 Augusti erst den
12 September entpfangen habt, undt wie Ihr segt,
[1] so habe ich
den Ewerigen vom 12 heütte morgen entpfangen, also nur 10 tag
alt worden. Ich flatire mich, daß Eüch meine brieffe nicht
unahngenehm sein; drumb wen ich zeit habe undt es mir möglich ist,
schreibe ich Eüch, liebe Louisse, ob ich gleich kein brieff von Eüch
habe. Alle damen dörffen nicht mitt auff die jagt, nur die, welche
die duchesse de Bourgogne nent. Mein gott, liebe Louisse, habt
Ihr schon grawe haar? Daß nimbt mich wunder. Vor 50 jahren
hatte ich noch keine, seindt mir erst hernach kommen, aber nun
bin ich schneeweiß, aber ich gehe doch noch auff die jagt; den
ich spüre, daß es mir gesundt ist, will lieber ein wenig ridicule
sein undt gesunder bleiben, aber ich muß gestehen, daß in caleschen
jagen langweillig ist, wen mans zu pferdt gewondt ist. Ihr seydt
noch nicht in dem alter, wo man so müde von allen divertissementen
ist. Waß werdt ihr den thun, wen Ihr in meinem alter sein
werdet? Aber dießes alles ist, nachdem man von humor ist; den die
fraw von Ratsamshaussen lacht noch mitt eben so guttem hertzen,
alß wen sie nur 15 jahr alt were, ich hergegen lache gar selten.
Ein gutter beüttel ist zu allen zeitten gutt, aber daß wirdt gar rahr
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in jetzigen zeitten. Es ist mir lieb, daß ma tante Ewer beüttel
verbeßert hatt. Ich weiß nicht, ob man in Teütschlandt mitt
taußendt thaller fortkommen kan, hir were es ohnmöglich. Es ist
eine rechte schandt, daß Churpfaltz Eüch daß Ewerige so zurück
helt, undt desto mehr, daß Ihr nun gantz allein von allen
raugrafflichen kindern seydt. Ihr hettet groß unrecht gehabt, wen Ihr ma
tante gnaden außgeschlagen hette; den waß auß freündtschafft kompt,
muß man nie abschlagen. Der könig in Preüssen ist reicher, alß
der churfürst zu Braunsweig undt ma tante, also kein wunder, daß
ihre leütte beßer bezahlt werden undt größere besoldungen haben.
Meine hoffmeisterin hatt 8 taußendt francken, aber sie muß alle
ihre bedinten undt eygene kutsch unterhalten. Zum neuen jahr
bekompt sie nichts, alß bagatellen. Ich glaube leicht, daß, wen es
nicht auß lieb vor ma tante were, daß Ihr lieber vor Eüch selber
leben würdet, alß bey hoff sein; anderwerts wolte ichs Eüch auch
nicht rahten. Ich wolte woll wetten, daß deß konigs von Spanien
unglück keinen frieden bringen. Man will hir die macht nehmen
undt Spanien auch undt ahn frieden denckt man nicht. Mich
wundert, daß ma tante nicht müde wirdt, allezeit ahn einem ort zu
spatziren. Ich endere gern meine promenaden undt werde einen
schönnen gartten ehe müde, alß einen wilden waldt, oder wießen
mitt weyden-bäume undt bächen. Aber es wirdt spät. Wir haben
nichts neües hir undt ich habe Ewern brieff beantwortet, bleibt mir
also nichts überig, alß Eüch zu versichern, daß ich Eüch, liebe
Louise, all mein leben lieb behalte.