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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Göeur.
Marly den 6 November 1710.
Hertzallerliebe Louisse, gestern hatt man mir 2 von Eüern
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lieben schreiben gebracht, eines vom 28 October, noch von
Herrnhaußen, bey welchem die vers undt zeittungen von der verwitibten
königin in Denemarck undt die seeschlagt. Zu den versen auff ma
tante devisse zu ihrem geburdtstag sage ich von hertzen amen,
gefahlen mir woll. Ich bin woll Ewerer meinung, die
[1] die
wolffenbudelsche vers nicht so gutt sein. Hir regnets alle nacht undt den
tag über ist es daß schönste wetter von der weldt, habe mein leben
keinen schönnern herbst gesehen, alß dießen. Daß ist alles, waß
ich auff [das] erste schreiben sagen kan, ich komme auff daß zweytte.
Muß doch noch vorher sagen, das ich vorgestern woll den
erschrecklichsten schrecken gehabt, so ich mein leben außgestanden. Umb
es mitt wenigen wortten zu verzehlen, so müst Ihr wißen, liebe
Louise, daß vergangen dinstag, wie wir alle die St Hubert
celebrirten undt schon einen hirsch gefangen hatten undt den andern
renten, sehe ich einen daher renen, der stürtzt mitt dem pferde.
Ich meinte erst, es were ein piqueur, sahe woll, daß er sehr blessirt
war; den er hatte mühe, auffzustehen. Wie man ihm auffhilfft undt
ich ihn ins gesicht sehe, war es mein sohn. Denckt, wie mir zu
muht war! Ich nahm ihn in mein calesch, führt ihn her; der
schmertzen war aber abscheülich, konten nicht wißen, ob der arm
gebrochen oder verrengt war; es hatt sich doch gefunden, daß er
nur verengt. Wie es aber just die axel war, woran mein sohn
schon 2mahl verwundt undt wo man ihm nerven abgeschnitten, so
war der sehmertzen so erschrecklich, daß er war wie ein mensch,
daß in den zügen ligt So baldt die axel wider eingericht, hatt
er keinen schmertzen mehr entpfunden, ist nun wider woll
undt man hatt ihn zur ader gelaßen. Er helt die cammer nicht,
hatt den arm in einer schärp undt geht überall herrumb. Es ist
eine halbe stundt, daß er da bey mir sitzt. Nun komme ich wider
auff Ewer schreiben vom 25 October. Es erfrewet mich von hertzen,
daß ma tante ihre reiß nach der Goer so gesundt undt woll
volbracht. Daß erweist, daß I. L. noch alle dero kräfften haben,
wobey der allmächtige sie noch gar lange jahren erhalten wolle.
Fahren kan niemandts schaden, alß schwangern weibern. Was in
meinem sin mehr zu fürchten war, ist die kalte küche; den daß ist
gefahrlich vor den magen, gibt leicht den durchlauff. Ich finde, daß
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der churprintz undt seine gemahlin es beßer gemacht haben, alß
der churfürst undt hertzog Ernst August. Ich kan nicht leyden,
daß die ihrer fraw mutter nicht beßer auffwartten. Ihr habt mir …
Da kompt die duchesse de Bery herein undt so viel leütte, daß
ich wider meinen willen schließen muß, sage Eüch doch noch in
eyll danck, mir die reiße beschrieben zu haben, welches mir ein
rechte freüde zu leßen geweßen. Adieu, liebe Louisse! Seydt
versichert, daß ich Eüch von hertz[en] lieb behalte!