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Brief vom 26. Februar 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


513.


[232]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 26 Februari 1711.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe zwey schreiben von Eüch entpfangen, eines zu Marly vom 9 Februari undt heütte eines vom 13, werde in aller eyll auff daß vom 9 andtworten undt biß sambstag auff daß zweyte, wo mir gott leben undt gesundtheit verleydt. Ma tante hatt meine dopelte brieff entpfangen. Daß wetter undt alle überloffene geweßer. …[1] Ma tante, unßere liebe churfürstin, hatt mir geschrieben, daß Ihr sie recht delicat undt woll tractirt habt. Habt Ihr den einen eygenen koch? Ich admirire, daß ma tante noch woll zu nacht eßen kan; daß darff ich nicht wagen, aber zu mittag darff ich eßen, so viel ich will, ohne es zu entpfinden. Gott sey lob, daß es so woll bey ma tante reussirt hatt! Mein vetter, printz Wilhelm, ist mir recht lieb. Er solte sich meiner woll mitt ein par wordt ahn Eüch erinert haben. Er hatt hir recht woll reussirt. Mein gott, wie ist man so glücklich in Teütschlandt, seine verwanten zu sehen können undt frey zu sein! Hir ist es eine rechte sclaverey. Aber last unß von waß anderst [reden!] dieß ist zu betrübt. Alle die divertissement von Darmstatt werden gewiß zum beylager dinnen undt glaube, daß mein vetter, der landtgraff von Cassel, auch deßwegen hin ist. Wen man ursach hatt, lustig zu sein, muß man sich lustig [machen]; hatt man ursach, trawerig zu sein, muß man suchen, die trawrig[keit zu überwinden]. Aber man rufft mich, in die commedie von Missantrope[2] zu gehen, kan also nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen ambrassire undt allezeit lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. Februar 1711 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 232
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0513.html
Änderungsstand:
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