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Versaille den 28 Februari 1711.
Hertzallerliebe Louisse, hiemitt komme ich mein wordt halten
undt auff Ewer liebes schreiben vom 13 dießes monts zu
andtwortten, welches ich vorgestern nicht habe thun können. Die brieffe
seindt lenger, alß nie, unterwegens, alß nie, weillen alle geweßer
überloffen sein, von welchen man alle tag ein neü unglück hört;
umb Orleans herumb seindt zwey taußendt menschen ersoffen.
Hirbey werdet Ihr wider ein flaschgen mitt weißem balsam bekommen,
wünsche von hertzen, daß es Eüch woll bekommen mag. Wen Ihr
mirs werdet berichtet haben, werde ich Eüch mehr schicken, behalt,
waß Eüch nohtig ist, undt versprecht,
[1] waß ich
[2] Eüch hernach
schicken werde.
[3] Der frantzosche feldtscherer ist vielleicht ein
refugirter, den bey itzigen zeitten haben die bursch genung hir zu
thun. Ich weiß viel damen hir, so auch dem beaume blanc auffs
gesicht schmiren, wen er mitt esprit de vin zugericht wirdt.
Monsieur s. hatt mirs einmahl auff daß gesicht schmiren wollen, ich
habe es aber nie leyden wollen, will lieber sein mitt meinen
runtzellen, alß weiße sachen auff mein gesicht schmiren, den ich
haße allen schminck, kan kein rodt vor mich selber leyden.
Mitt Ewerer erlaubnuß, liebe Louise, so gebt Ihr Eüch ein jahr
mehr, alß Ihr habt. Ich bin ja 8 jahr alter, alß Caroline war; den
ich erinere mich noch gar woll, daß wie ich daß erste mahl in
Hollandt war im winter, schickte mir I. G. der churfürst einen
gevatterbrieff, umb Caroline patte zu sein. Ich bin noch kein 59 jahr
alt, also must Ihr nur 49 jahr alt sein, also ein jahr junger, alß
Ihr meint. Mein fußschmertz haben sehr abgenohmen, aber meine
knie deügen gantz undt gar nichts undt habe tag undt nacht
schmertzen dran. Ich habe starcke opossitionen, umb nie in kein
warm badt zu reißen können; erstlich so habe [ich] kein gelt, umb
nach keinem badt zu reißen, incognito ist es mir nicht erlaubt,
undt zum 3ten so würde man mir nicht erlauben, auß dem
königreich zu [gehen]; man will mir nicht einmahl erlauben, in
Lotheringen zu reißen, will geschweygen den nach Achen zu reißen
können. Keine sclaven seindt ihren herrn mehr unterthan, alß daß
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königliche hauß dem könig ist.
[4] Es ist mir so leydt, daß so ein
vorschlag unmöglich ist, daß ich nie dran dencken darff. Es ist
mir woll von hertzen leydt, aber in dießem leben werden wir
einander woll nie wider sehen; aber last unß nicht mehr von so
trawerigen sachen reden! Bin ich den so jung, liebe Louise, daß
ich Eüch, die ja 10 [jahre] junger seydt, alß ich, altfranckisch finden
solte, wen ich daß glück hette, Eüch zu sehen undt zu ambrassiren?
Nichts in der weldt macht stiller, alß die zu verliehren, so man
lieb hatt, daß weiß ich nur zu woll. Wir haben gar nichts neües
hir. Die hohe waßer halten alle courir auff; ich hatte mich heütte
auff ein paquet von ma tante gespitzt, aber nichts bekommen; wen
daß geschicht, kan ich nicht lustig sein. Es ist mir lieb, [daß]
mein vetter, printz Wilhelm, so woll reussirt, den ich habe ihn
recht lieb. Es choquirt mich recht, daß er nicht ahn mir denckt
undt nichts sagen lest. Ey, liebe Louisse, ich habe es Eüch ja
schon offt gesagt, daß Ewer liebe schreiben mich nie verdrießen
können, contrarie, daß sie mir allezeit lieb undt ahngenehm sein.
Adieu! Ich habe noch 3 brieff zu schreiben, kan also nichts mehr
sagen, alß daß ich Eüch, liebe Louise, von hertzen lieb habe.