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Brief vom 4. Juni 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


529.


[254]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Paris.[1]

Marly den 4 Juni 1711.
Hertzliebe Louisse, gestern habe ich Ewer liebes schreiben vom 25 May von Hannover zu recht entpfangen, werde aber erst biß sontag drauff andtwortten. Ihr habt mir durch dießen lieben brieff eine große angst benohmen, den ma tante paquet hatt mir gefehlt, undt hette ich daß Ewerige nicht bekommen, worauß ich gesehen, daß I. L. in gutter gesundtheit, gott lob, sein, würde ich eine rechte hertzensangst außgestanden haben, dancke Eüch also von hertzen davor. Von meine arme enckeln von Lotheringen will ich nichts sagen; es ist gar zu betrübt, wie Ihr es nun schon wist, wie ich auß Ewerm letzten brieff gesehen. Aber Ihr meint, mein dochter hette nur 2 kinder verlohren, es seindt aber leyder 3 dahin undt ich fürchte, daß daß 4te in mutterleib auch dahin ist, den mein dochter fühlt es nicht mehr. Vor alle gutte wünsche, so Ihr meinen enckeln thut, sage ich Eüch großen danck. Daß ist [wahr], wen man in einer disputte nicht alles sagt, kan man ohnmöglich davon judiciren, aber ich bin der meinung, daß monsieur le Dauphin, so letzt gestorben, der eintzig mensch in der weldt geweßen, so mitt willen hatt unwißendt undt ignorant sein [wollen]. Da sitzt die duchesse de Bery. Ich weiß schir nicht mehr, waß ich sage. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 4. Juni 1711 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 254
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0529.html
Änderungsstand:
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